Im Gedenkjahr an die Wende(n) des Jahres 1989: die geistigen Vorarbeiter dissidentischen
Denker und Wortführer der Kritik an den Regimen und Ideologien Marko Martins
essayistisch-erzählerische Spurensuche nimmt uns mit auf eine europäische (mitunter auch
außereuropäische) Reise zu Orten zu Büchern und vor allem zu Menschen deren Denken uns gegen
die Erinnerungslosigkeit helfen kann: Die meisten sind Überlebende einer Zeit die wir bereits
hinter uns glaubten und die totalitär oder nationalistisch gerade heute wieder beunruhigende
Schatten wirft. Die Autoren die Marko Martin trifft oder erinnert mit denen er spricht oder
die er porträtiert mehr oder weniger berühmt oder vergessen und deren Schicksale eigentümlich
miteinander verflochten sind haben uns allen etwas voraus: die existenzielle Erfahrung
geschichtlicher Brüche die das Individuum bedrohen. Es sind dissidentische Jahrhundertzeugen
in Ost und West. 2019 im Jahr des Erinnerns an die Epochenzäsur von 1989 ist es sinnvoll uns
zu vergegenwärtigen dass diese Umwälzungen eine Vorgeschichte haben die die Geschichte erst
zu einer ganzen Geschichte werden lässt. Czeslaw Milosz aus Polen geflüchtet wird zum Freund
von Albert Camus Max Brod rettet sich aus Prag nach Tel Aviv wo er Edgar Hilsenrath erste
literarische Impulse gibt Jean Améry traf in Auschwitz auf Primo Levi. Vom
Charta-77-Mitbegründer Jan Patocka führt eine Spur zu Meisterdenker André Glucksmann in Paris
vom Brecht-Schüler Horst Bienek zum Romancier und Menschenkenner Julien Green. In Prag trifft
Marko Martin den 68er-Romancier Pavel Kohout der sich wieder illusionslos gegen die autoritäre
Politik engagiert. Aus Besuchen Reisen und Porträts entsteht ein dichtes geistiges Gewebe in
dem neben anderen Václav Havel und Milan Kundera André Gorz oder Josef Skovrecky Ahron
Appelfeld oder Jürgen Fuchs in der DDR mitwirken.