Die literarische Wanderung nach und durch Lappland beginnt mit Liselotte Kattwinkels lappischen
Tagebuchblättern. Sie gehört zu der Gruppe von Kulturmenschen die dieses Land der Samen wie
sich die Nomaden des Nordens selbst nennen immer wieder bereisten und sich von seiner
fremdartigen rauhen Schönheit verzaubern ließen. Über zwei Jahrhunderte vorher hat im Auftrag
der Königlich schwedischen Societät der junge Naturkundler Carl von Linné die Lappmark
durchwandert um sie gemäß den Gesetzmäßigkeiten der aufkommenen Naturwissenschaft systematisch
zu beschreiben. Der geheimnisvolle Reiz dieser merkwürdigen buntgekleideten Samen wurde im 20.
Jahrhundert für die Reisenden so groß dass sich der finnische Tourismusverein genötigt sah in
einer entsprechenden Schrift ausdrücklich darauf hinzuweisen dass die Lappen keine lustigen
Tiere und keine Ausstellungsgegenstände sind. Schon früh in der Geschichte haben die jeweiligen
Monarchen der vier Länder Norwegen Schweden Finnland und Rußland deren nördliche Gebiete
dieses sogenannte Lappland geographisch ausmacht versucht diese in und mit der Natur lebenden
Samen mehr oder weniger gewaltsam ihren Staatswesen und Religionssystemen einzugliedern. Eigene
schriftliche Äußerungen von Samen über sich und ihr Leben entstehen erst im 20. Jahrhundert.
Der Jäger Johan Turi aus Kautokeino erzählt in fast erschreckender Sachlichkeit vom Leben und
Überleben in der Natur. Der trotzig ein Kulturdasein versuchende Aikio Matti schildert in
seinen Romanen die tragischen Folgen der Anpassung der Samen an die norwegische Zivilisation.
Eine wesentlich ältere Erzähltradition bilden die Geschichten der Samen die sie sich seit
jeher erzählten und die sich in der mündlichen Überlieferung erhielten. Just Knud Qvigstad hat
sie im 19. Jahrhundert gesammelt und manche ähneln unseren Märchen. Im Zuge der modernen
Umweltschutzbewegungen haben die Samen angefangen ein neues Selbstverständnis zu entwickeln
und ihre eigene Kultur zu entdecken. Paulus Utsi prangert an wie der Lebensraum der Samen
durch Stauseen und Wasserkraftwerke mehr und mehr zerstört zu werden droht. Risten Sokki nimmt
den Kautokeino Aufstand von 1852 zur literarischen Vorlage ihres Buches Ich flechte und flechte
die Sehnen der Vorfahren und Synnøve Persons gebet des Regenbogens drückt die Hoffnung aus
durch Besinnung auf die Tradition eine Identität zu finden.