Mit der Axt bis zu AdeleEine Karriere als Rockmanager ist Nikel Pallat wahrlich nicht in die
Wiege gelegt worden. Der Vater war Architekt die Mutter Hühnerzüchterin - und der junge Nikel
landete Ende der Sechzigerjahre ausgerecht beim Inbegriff von Pfennigfuchserei und Staatsmacht
dem Finanzamt. Doch da hatte er sich bereits mit dem Rock'n'Roll-Virus infiziert und die
Achtundsechziger begannen die gute alte Bundesrepublik gewaltig auf den Kopf zu stellen. Nikel
zog nach Berlin und wenig später fand er Anschluss bei den Polit-Rockern Ton Steine Scherben.
Die Band war bereits bekannt für ihre kritischen leidenschaftlichen Texte und den
charismatischen Sänger Rio Reiser. Was ihnen fehlte war ein Mann mit Finanzverstand und
Organisationstalent und da kam ein Steuerprüfer gerade recht.Als Manager der Scherben machte
Pallat sich unsterblich als er bei einer Live-Talkshow im WDR eine Axt zückte und aus Protest
gegen die kommerziellen Strukturen der Musikindustrie begann den Studiotisch zu zertrümmern.
Die Scherben wollten ohne kapitalistische Mechanismen arbeiten mussten aber ihre Platten auch
irgendwie in die Läden bekommen: Pallat half ihnen das zu organisieren. Mit dem Wissen das er
sich dabei erwarb baute er später den unabhängigen Musikvertrieb EfA und das bis heute
bestehende Unternehmen Indigo auf die für die deutsche Musikkultur unschätzbar wichtig
wurden.Mit feinem Witz und lockerer Zunge erzählt Pallat die Geschichte seines Lebens - und das
ist größtenteils auch die der deutschen Independent- Szene. Er kämpfte als Kulturschaffender
für eine Gesellschaft jenseits kapitalistischer und autoritärer Strukturen und stand dabei an
der Seite illustrer Weggefährten wie Rio Reiser den Einstürzenden Neubauten Claudia Roth oder
den Rappern von Fettes Brot. Heute zieht er Bilanz: »Die Verhältnisse haben sich leider nicht
so geändert dass unsere Songs inaktuell geworden wären.« Aber wie seine packende Autobiografie
zeigt ist ihm darüber weder der Humor noch der Kampfgeist abhandengekommen.