Mancher Mensch bildet in seiner Biografie neben der äußeren Profession noch einen zweiten
Begabungskeim aus. Zuweilen ist dieser wie ein Kontrapunkt zuweilen ist er mit dem Beruf intim
verwoben. Bei der Eurythmistin und Pädagogin Hedwig Diestel ist es das Motiv des Geführtwerdens
durch ein inneres Hören das in ihrer Poesie die sie von Jugend an pflegte immer wieder
anklingt. Auf diese Führung durch etwas Unsichtbares durch einen «Unnennba- ren» war sie
angewiesen nachdem sie mit 42 Jahren - geboren 1901 bei Schwerin - im Krieg ertaubte. Doch
diese Führung erschuf Hedwig Diestel auch von diesem «Sichtbar-Unsichtba- ren» legte sie immer
bewusster Zeugnis ab so als habe von Anfang an ein besonderer Sinn in ihrem Schicksal
gewirkt.Berührend sind diese Texte weil sie zwar unüberhörbar von Trauer und Fremdheit in der
Welt erzählen. Gleichzeitig aber begegnet dem Leser ein unverstellter faszinierend schlichter
und dabei treffsicherer Humor - eine Melodie voller leichter Schwere und schwerer Leichtig-
keit die von fern an Morgenstern erinnern kann und doch etwas Eigenes hat. Die Natur wird
transparent: Ihr geheimes Wesen wird nicht kühl benannt sondern ihre Seelenfrieden
schlichtende Wirkung durch Verse warm umspielt.