Die Justiz wird häufig als Black Box als undurchschaubares System wahrgenommen. Viele
Entscheidungsprozesse sind nicht nachvollziehbar. Der Rechtsstaat ist keine
Selbstverständlichkeit. Die grundgesetzlich garantierte richterliche Unabhängigkeit ist immer
von innen und außen bedroht. Eine demokratische und transparente Selbstverwaltung der Justiz
existiert in Deutschland nicht. Der ehemalige Richter Christoph Strecker berichtet aus der
Black Box über seine Erfahrungen und über die richterliche Lebenswelt in einem System von
Hierarchie und Karriere. Er bemängelt dass es in der Justiz weniger auf Gerechtigkeit und
menschenfreundliche Verfahren ankommt als auf die effiziente Erledigung von 'Fällen'. Dazu
gehört auch dass in der Richterschaft die Vorstellung weit verbreitet ist Rechtsprechung habe
nichts mit Politik zu tun. So führt das Desinteresse an den gesellschaftlichen
Rahmenbedingungen zu einer permanenten Bestätigung der bestehenden Machtverhältnisse. Gegenüber
den inneren und äußeren Anpassungszwängen plädiert der Autor für einen 'aufrechten Gang' in der
Justiz für einen rücksichtsvollen Umgang mit den Menschen vor Gericht und für eine bewusste
Orientierung an den Menschenrechten. Richterinnen und Richter Staatsanwältinnen und
Staatsanwälte sollten sich als Teil der Zivilgesellschaft begreifen und sich für die Rechte
derer einsetzen die auf den Schutz des Rechts angewiesen sind.