Paul Löbe ist vorwiegend als Vizepräsident in der Weimarer Nationalversammlung 1919 und als
Präsident des Deutschen Reichstags zwischen 1920 und 1932 bekannt. Zuvor avancierte er vom
Schriftsetzer zum Chefredakteur des SPD-Organs "Volkswacht" in Breslau und nahm in seiner
Herkunftsregion kommunale und regionale Mandate wahr. Die auch von politischen Gegnern als
kompetent anerkannte parlamentarische Sitzungsleitung machte aber nur einen Teil von Löbes
Wirken aus. Er schrieb weiterhin Kommentare zum polarisierten Zeitgeschehen und hielt Reden
über viele Themen von alltäglichen bis zu europäischen Problemen. Unter dem NS-Regime war er -
wie schon im Kaiserreich wegen kritischer Artikel - mehrfach in Haft. Den ersten Bundestag
eröffnete Löbe 1949 in Bonn als Alterspräsident mit einer viel beachteten Ansprache. In seiner
neuen Heimatstadt (seit 1919) Berlin war er zuvor Mitlizenzträger der auflagenstarken
Tageszeitung "Telegraf" geworden und engagierte sich bis ins hohe Alter vielfältig politisch.