Marina Zwetajewa: das ist Aufbrausen Ungestüm höchster Anspruch - aber auch Innigkeit
Einkehr Zurückgezogenheit. Ihre Themen sind Leidenschaft und Eifersucht Heimweh und Sehnsucht
Einsamkeit der Künstlerin und Mitfühlen mit den Leidenden und Geschundenen. Ihre Sprache ist
lakonisch ausdrucksstark tief emotional aus dem Inneren geschöpft. Daß sie - im Dichten wie
im Leben - zur Maßlosigkeit neigte war ihr wohl bewußt. Früh schon errang sie Unabhängigkeit
und Eigenständigkeit. Mit sechzehn Jahren reist sie allein nach Paris um an der Sorbonne
Vorlesungen in altfranzösischer Literatur zu hören. Schon zwei Jahre nach ihrer frühen Heirat
(1912) steckt sie mit der Liebe zu einer Frau mit der sie zusammen lebt und reist die
Freiräume ab die sie für ihr Leben beansprucht. Doch hält sie trotz mehrerer folgender
Beziehungen zu Männern wie Frauen zeitlebens zu Sergej Efron ihrem Ehemann. In jungen Jahren
der Krankheit der Mutter geschuldet sind es später vor allem politische Umstände die sie
wiederholt zum Ortswechsel zwingen. Als Tochter aus intellektuellem Hause und Ehefrau eines
Weißgardisten hat sie bei den Enthusiasten der Oktoberrevolution einen schlechten Stand - die
russische Exil-Dichterschaft wiederum wirft ihr mangelnde Kritik gegenüber der Sowjetunion vor.
Wieder in Russland zerbricht Zwetajewa an der Verachtung seitens ihrer Kollegen: Zwei Jahre
nach ihrer Rückkehr nimmt sie sich in Jelabuga das Leben. Auch mir sprang das Blut in die
Wangen So rot - und gelockt war mein Haar. Auch ich bin gewesen einst Wanderer! Verweil! Wie
lebendig ich war!