Das Themenfeld Führung nimmt im polizeiwissenschaftlichen und organisationsinternen Diskurs
einen besonderen Stellenwert ein. Führung ist stets geprägt durch die organisationale Umwelt
und spiegelt dabei auch die Kultur der Polizei wider. Gleichzeitig beeinflusst Führung aber
auch die Entwicklung der Organisation selbst. Auch bewegt sich Führung immer diametral zwischen
einem äußerst abstrakt-theoretischen Dasein und einer praktischen Umsetzung anhand von ominösen
Führungswerkzeugen welche unbedingten Führungserfolg garantieren wollen. Die polizeiliche
Führungslehre sieht sich in der Verantwortung diese unterschiedlichen Positionen zu vereinen
und eine theoretisch fundierte Basis zu schaffen welche gleichzeitig zu gutem Führungshandeln
befähigt. Das vorliegende Buch unternimmt den Versuch den polizeilichen Führungsdiskurs an den
aktuellen Stand der Forschung heranzuführen und dabei Entwicklungen innerhalb der Organisation
Polizei und der gesellschaftlichen Umwelt aufzugreifen.Dabei wird insbesondere das polizeiliche
Führungsverständnis beleuchtet und die Notwendigkeit eines weiteren Entwicklungsschrittes
diskutiert. Der Autor geht davon aus dass die Komplexität einer Führungssituation dabei nicht
durch mystische Toolboxes bewältigt werden kann sondern vielmehr eine Kompetenzentwicklung im
Fokus stehen muss welche die Reduktion der vorhandenen Komplexität ermöglicht und so zu
professionellem Führungshandeln befähigt. In diesem Zusammenhang werden die Rollen der jeweils
am Führungsprozess beteiligten Akteure analysiert und insbesondere die Verantwortung für
Führungserfolg nicht ausschließlich auf die jeweilige Führungskraft projiziert sondern in
gleichem Maße bei der Organisation und den Mitarbeitern verortet. Diese Perspektive erweitert
die Ausrichtung einer polizeilichen Führungslehre über die reine Ausbildung von Führungskräften
hinaus auf die Befähigung der gesamten Organisation zu professioneller Führung. Der
polizeilichen Führungslehre ist beidieser Betrachtung die Kompetenzentfaltung auch bei den
geführten Personen implizit.Dieser Gedankenstrang führt zu einem neuen Modell polizeilicher
Führung welches als Beitrag zu einer neuen Führungskonzeption verstanden werden soll. Dieses
Rollenmodell polizeilicher Führung greift Entwicklungen im polizeiinternen Führungsdiskurs auf
und verknüpft diese mit Erkenntnissen der Führungs- und Managementforschung. Der Autor
unternimmt hier den Versuch eine Entwicklung des polizeilichen Führungsverständnisses auf
unterschiedlichen organisationalen Ebenen anzustoßen und liefert dazu die Konzeption eines
theoretischen Modells welches zu weiteren Diskussionen anregen soll.