Die zunehmende Technisierung und Digitalisierung der heutigen Gesellschaft hat in den letzten
Jahren auch im öffentlichen Sicherheitsbereich zu erheblichen Veränderungen geführt. Vor allem
die datengetriebene Digitalisierung und ihre wissenschaftliche Nutzung im Rahmen von Data
Science tragen hierzu bei. Polizeien und private Sicherheitsdienstleister fokussieren im Wege
einer möglicherweise effizienteren und objektiveren Sicherheitsarbeit verstärkt auf Methoden
des Predictive Policing. Auf kriminalpolitischer Ebene lassen sich zudem vermehrt
Implementierungsvorstöße zu prädiktiven Kriminalitätsanalysen verzeichnen. Nordrhein-Westfalen
hat beispielsweise Ende des Jahres 2017 die Einführung einer Predictive-Policing-Umsetzung in
allen polizeilichen Großbehörden des Landes beschlossen und zwischenzeitlich flächendeckend
umgesetzt. Die Begriffsbestimmung von Predictive Policing ist in Wissenschaft und Praxis zwar
nicht einheitlich sie umfasst aber grundsätzlich jegliche Form vorausschauender Polizeiarbeit.
Das Spektrum der inhaltlichen Ausgestaltung ist groß zum Beispiel ob mit täterbezogenen
Prognosen gearbeitet wird oder ob raumbezogenen Prognosen erstellt werden. Die Landschaft an
Umsetzungsmöglichkeiten ist im deutschsprachigen Raum entsprechend vielfältig.Neben der
verstärkten Implementierung von Predictive-Policing-Umsetzungen in den Polizeien zeigt sich
auch im wissenschaftlichen Diskurs dass zwischenzeitlich eine Vielzahl an Arbeiten Artikeln
und Untersuchungsberichten publiziert wurde. Leider sind diese Auseinandersetzungen allesamt
sehr heterogen über die verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen verteilt. Ziel dieses
Sammelbandes soll es sein im Rahmen einer Bestandsaufnahme zu Predictive Policing für den
deutschsprachigen Raum eine Wissensbündelung zu schaffen. In diesem Zusammenhang sollen
bestehende Umsetzungen von verschiedenen Polizeien inhaltlich und methodisch dargestellt sowie
aus verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen (z. B. der Soziologie der Geografie oder den
Rechtswissenschaften) positive wie negativen Auswirkungen von Predictive Policing diskutiert
werden. Die Diskussionen zu Predictive Policing sind auch in Zeiten schneller technischer
Veränderungen relativ stabil und ändern sich gerade mit Blick auf bestimmte Grundsatzfragen und
-probleme nicht. Im Fokus stehen beispielsweise immer wieder -methodische Aspekte des sog.
Near-Repeat-Phänomens -die Schwierigkeiten bei der Wirkungszumessung -die Veränderung
polizeilichen Kontrollverhaltens -die mögliche Stigmatisierung des Raumes oder aber -die
rechtlichen Befugnisse. Mit diesem Sammelband sollen die wesentlichen Grundsatzfragen und
-probleme so gebündelt werden dass für den deutschsprachigen Raum ein Werk entsteht welches
auch den Leserinnen und Lesern einen umfassenden Überblick über Predictive Policing gibt.
Gleichzeitig versteht sich der Sammelband als mögliche Hilfestellung bei zukünftigen
kriminalpolitischen Entscheidungen insbesondere mit Blick auf methodische rechtliche und
ethische Grenzen von Predictive Policing.