Justitia die Darstellung der Gerechtigkeit erscheint heute den meisten von uns im Gewand der
juristischen Gerechtigkeit als Symbol der staatlichen Rechtsprechung und als Versprechen dass
einem vor Gericht Gerechtigkeit widerfährt. Justitia bewegt sich nach diesen Vorstellungen in
einem engen Bedeutungskorridor. Ein Blick zurück in die Geschichte offenbart jedoch einen
Wahrnehmungsbruch. Justitia war in früheren Epochen nicht nur auf deutlich mehr
Bedeutungsinhalte bezogen sondern auch für mehr Personen und Gruppen Handlungsmaxime und
Leitbild als nur für Juristen oder die vor Gericht streitenden Parteien. Besonders der Aspekt
der Gerechtigkeit als Tugend der Händler und Leitbild im Warenhandel scheint heute in
Vergessenheit geraten zu sein. Obwohl der Ausdruck des gerechten Kaufmanns noch heute
Verwendung findet scheint kaum mehr jemand Justitia als die Tugend der Kaufleute zu begreifen.
Diese Arbeit geht der Frage nach wie das Justitia-Bild zu früheren Epochen insbesondere
während der Frühen Neuzeit in der Region des heutigen Ostwestfalen-Lippes aussah. Sie
interessiert sich dafür wo Justitia aus welchen Gründen auftauchte und was das uns heute über
die Menschen und ihre Geschichte erzählt. Auf jeden Fall zeigt sich Justitia als eine
allgemeine menschliche Tugend mit deren Hilfe man sich auch gesellschaftlich positionierte und
Machtansprüche artikulierte. Justitia zeigt sich während dieser Epoche als sehr facettenreich.
Und dies gilt es wiederzuentdecken und zu verstehen wenn man die Gegenwart und mögliche Wege
in die Zukunft verstehen will.