Als Kaderschmiede für den Führungsnachwuchs der Nationalen Volksarmee der DDR wollte die SED-
und Militärführung die Kadettenschule in Naumburg verstanden wissen die von 1956 bis 1960 61
bestand. Rund vierhundert Schüler besuchten diese Bildungsstätte. Konzipiert als Mittel- und
Oberschule mit vormilitärischen Ausbildungselementen sollte sie Jungen im Alter ab 11 Jahren
zum Abitur führen. Danach erwarteten die Verantwortlichen dass die Absolventen die
Offizierslaufbahn einschlugen. Aus vielerlei Gründen vor allem wegen schwerer konzeptioneller
Mängel gelang es nicht dieses Ziel zu erreichen. Es wurde beispielsweise den Kadetten versagt
entgegen früherer Zusagen ihre künftige Waffengattung und Verwendung frei zu wählen. Manche
sahen sich in Laufbahnen gedrängt in die sie nicht wollten. Wegen der mangelhaften
militärischen Ausbildung an der Schule konnte ferner keine Verkürzung der folgenden
Offiziersausbildung versprochen werden. Im Ergebnis ergriff deshalb nur eine Minderheit der
Kadettenschüler den Offiziersberuf. Was für Ärger und Enttäuschungen im
DDR-Verteidigungsministerium sorgte das die Kadetten-ausbildung sowieso für zu teuer und wegen
des neuen DDR-Schulsystems ab Ende der 1950er Jahre auch für entbehrlich hielt. Kurzerhand
entschied die SED- und Militärspitze im Mai 1960 die Schule sofort zu schließen und nur noch
die beiden obersten Klassen an der Nachfolgeeinrichtung zum Abitur zu führen (1961) die
anderen Kadetten hatten an zivile Schulen zurückzukehren. Damit endete die Kadettenausbildung
in Deutschland zu der Kommunisten schon immer ein gespaltenes Verhältnis hatten und die nie in
ihr Weltbild passte. Unsicherheit im Umgang mit dem Thema war verbreitet. Aus diesem Grunde
verboten leitende SED-Militärpolitiker jede historische Aufarbeitung dieser kurzen Episode
deutscher Militärgeschichte nach 1945: Bis zur Wende und der friedlichen Revolution von 1989 in
der DDR blieb die Kadettenschule der Nationalen Volksarmee ein Weißer Fleck in der amtlichen
Militärgeschichtsschreibung.