GELEITWORTÜber die Weiße Rose und die Männer und Frauen die sich unter diesem Namen während
des Krieges gegen das NS-Gewaltregime empörten und dafür ihr Leben opferten oder bis zum
Kriegsende ihre Freiheit verloren sind schon viele Bücher veröffentlicht worden. Dabei standen
aus verständlichen Gründen meist Hans und Sophie Scholl im Mittelpunkt der Darstellungen. Und
es ging vor allem um ihre persönliche Entwicklung um das was diese beiden getan haben und um
die Motive aus denen sie handelten.Das vorliegende Buch weist demgegenüber einige
Besonderheiten auf. Denn es beschreibt das Leben eines Mitglieds der Weißen Rose das lange
Zeit mehr am Rande stand nämlich das Leben Alexander Schmorells. Welch' wichtige Rolle er etwa
bei dem Zustandekommen und der Verteilung der Flugblätter spielte wird hier sehr anschaulich.
So wird beispielsweise dargetan dass der Teil des zweiten Flugblattes in dem der Massenmord
an Juden und Polen als das fürchterlichste Verbrechen bezeichnet wird dem sich kein ähnliches
in der ganzen Menschengeschichte an die Seite stellen kann von ihm verfasst worden ist.Aber
das ist nicht die einzige Besonderheit. Fast bemerkenswerter noch erscheint dass sich
Alexander Schmorell ungeachtet seiner väterlicherseits deutschen Abstammung und seiner frühen
Übersiedlung nach Deutschland als Russe verstand sich während seines Frontaufenthaltes in
Russland dort geradezu zu Hause fühlte und sich zeitlebens zu seinem orthodoxen Glauben
bekannte. Erst kürzlich ist er ja von seiner Kirche sogar heilig gesprochen worden. Dass ein
Mann mit einem solchen Hintergrund ganz selbstverständlich seinen Platz im Kreis der Weißen
Rose fand verstärkt eine Perspektive die dieser Gruppe und ihren Handlungsmotiven eine
übernationale Bedeutung zukommen lässt. Und das gerade mit Blick auf die deutsch-russische
Geschichte des letzten Jahrhunderts.Dazu gehört dass der Autor dieses Buches ein Russe ist
dass Ausstellungen in Russland weit über Orenburg - dem Geburtsort Alexander Schmorells -
hinaus Interesse und Sympathie für ihn und für die Weiße Rose insgesamt geweckt haben. Noch vor
nicht allzu langer Zeit hätte man sich das in dem Land das wie kaum ein anderes unter dem
deutschen Angriffskrieg gelitten hat nicht vorstellen können.Von dem Buch das zunächst in
Russland erschien und jetzt in deutscher Übersetzung vorliegt geht deshalb nicht nur eine
Mahnung im Sinne des Nicht noch einmal! Nie wieder! sondern auch eine Ermutigung im Sinne eines
alte Feindschaften überwindenden friedlichen Miteinanders aus. Dafür danke ich dem Autor dem
Verlag der Weißen Rose-Stiftung und insbesondere Winfrid Vogel der zusammen mit seiner
Ehefrau diesen Text lektoriert und schon vorher als unermüdlicher Helfer Brücken von München
nach Orenburg und nach ganz Russland geschlagen und dafür gesorgt hat dass sie in beiden
Richtungen lebhaft begangen werden.Dr. Hans-Jochen Vogel Bundesminister a.D. Oberbürgermeister
von München (1960-1972) Regierender Bürgermeister von Berlin (1981)