Die hier in Buchform vorliegende kommentierte Edition eines Protokollbuchs der Ältestenbank der
Großen Gilde Rigas erlaubt Einblicke in die Funktionsweise einer frühneuzeitlichen Gilde. Sie
zeigt die internen Machtstrukturen und die sozial-hierarchische Gliederung dieses
berufsgenossenschaftlichen Zusammenschlusses der Kaufleute ebenso auf wie interne Machtkämpfe.
Insbesondere Georg Plönnies und Gerd Grön gerieten wegen ihrer Politik ständig in Konflikte
stiegen aber dennoch zum Ältermann bzw. Ältesten auf. Die Vergabe von karitativen Ämtern durch
die Gilde spiegelt ihren sozialen Status in der Stadt wieder. Von besonderer Bedeutung war den
Gildemitgliedern die Abhaltung des Fastnachtsfestes das sowohl für die Große Gilde wie auch
für die Stadt Riga insgesamt der Höhepunkt des gesellschaftlichen und politischen Jahres war.
Die Bürger hatten im Rahmen des Fastnachtsfestes die Gelegenheit kollektive Beschwerdekataloge
sogenannte Gravamina an den Rat zu richten und konnten auf diese Weise Einfluss auf die
innenpolitische Agenda der Stadt Riga nehmen.Neben den internen Angelegenheiten der Gilde
werden daher in dem edierten Protokollbuch die interessanten politischen und gesellschaftlichen
Strukturen Rigas sichtbar das Ende des 17. Jahrhunderts mit ca. 20.000 Einwohnern zwar die
größte Stadt im schwedischen Reich war aber in Lettland liegt und politisch von einer
deutschen Oberschicht geleitet wurde. Es wird deutlich dass in Riga bei wichtigen politischen
Entscheidungen alle Bürger ein Mitspracherecht hatten. Weitere Themen waren unter anderem die
Einführung einer Darlehensbank und ein Barackenbau für die Garnison.