Die berühmte Ode die Hölderlin der Stadt Heidelberg gewidmet hat ist den meisten Lesern nur
in der Druckversion bekannt. Zu Hölderlins 250. Geburtstag bringt der Wunderhorn-Verlag eine
Faksimile-Edition des ersten enthaltenen Entwurfs heraus das dessen Handschriften vollständig
versammelt und erschließt. Sie führt das im Kurpfälzischen Museums Heidelberg aufbewahrte Blatt
mit jenem sich heute in der Württembergischen Landesbibliothek (Stuttgart) befindlichen Blatt
zusammen das den Abschluss des Gedichtentwurfs enthält. Hölderlins Handschrift umfasst nicht
nur zwei zusätzliche Strophen die später - wohl um die Strophenzahl in Entsprechung zu den
acht Pfeilern der in dem Gedicht prominent vorkommenden Alten Brücke zu bringen - getilgt
wurden. Es weist auch biographische Bezüge auf die Hölderlin in der späteren Redaktion
zurückgenommen hat. Die Verse »Ein vertriebener Wandrer Der vor Menschen und Büchern floh«
beziehen sich auf seinen abrupten Aufbruch aus Jena der dem zweiten belegten Besuch
Heidelbergs 1795 unmittelbar vorausging. Um sich in dem komplizierten Entwurf besser
orientieren zu können begleitet die Faksimiles eine standgenaue Transkription. Sie hebt zum
besseren Verständnis von Hölderlins Schaffensprozess die unterschiedlichen Arbeitsphasen
farblich voneinander ab. Die differenzierte Darstellung der Textgenese geht über das hinaus
was in bisherigen Ausgaben festgehalten wurde. So ist etwa erkennbar dass der Nukleus des
Gedichts von den Versteilen Lange lieb' ich Dich schon Du der Vaterlandsstädte
Ländlichschönste gebildet wird die - selbst unangetastet geblieben - erst in weiteren
Überarbeitungsschritten zu der ersten Strophe des Gedichts wie sie uns heute aus dem Drucktext
bekannt ist ausgestaltet wurden.