Herrschaft in kapitalistischen Gesellschaften basiert immer auch auf der Zustimmung der
Herrschaftsunterworfenen. In Krisenzeiten finden verstärkte Kämpfe um den Konsens statt die
Zustimmung wird brüchig: das "Alte stirbt und das Neue kann nicht zur Welt kommen". Diese und
andere Überlegungen des italienischen Marxisten Antonio Gramsci stoßen in der Krise des
neoliberalen Kapitalismus auf verstärktes Interesse. Doch der Einstieg in Gramscis komplexe
Denkbewegungen zu einer Erneuerung des marxistischen Denkens ist nicht mühelos. Unter den
Bedingungen der Gefängnishaft im faschistischen Italien entstanden sind die verstreuten
Notizen der "Gefängnishefte" schwer zugänglich. Interessierte Menschen die sich erstmals mit
Gramsci im Original beschäftigen wollen fühlen sich durch den fragmentarischen Charakter der
umfassenden Gesamtausgabe zunächst abgeschreckt: Wo anfangen? Wie einsteigen? Es gibt im
Deutschen bislang keine aktuelle und gut übersetzte Zusammenstellung zentraler Passagen für
einen Einstieg in die thematische Bandbreite der "Gefängnishefte" nur diverse
Sekundärliteratur. Der Argument Verlag schließt diese Lücke nun mit einem fundierten
Einstiegsband der zu einem attraktiven Preis breite Verwendung finden kann. Der Band soll die
Hemmschwelle senken für an Gramsci Interessierte die noch keinen Zugang zu seinem Werk haben:
ohne Scheu ran ans Original! Er soll einen Eindruck der Vielfalt von Gramscis Denken vermitteln
und dabei zugleich vereinseitigenden Lesarten vorbeugen (wie Gramsci als Kulturtheoretiker vs.
Gramsci als Leninist). Die thematische Bandbreite der ausgewählten Textpassagen reicht von dem
zentralen Begriff der Hegemonie über staatstheoretische Überlegungen zum "integralen Staat" und
Gramscis Notizen zu "Intellektuellen" und "Alltagsverstand" bis hin zu Krise Partei und der
"Politik der Subalternen". Das hier zusammengestellte Material bietet Einzelpersonen
selbstorganisierten Lesekreisen oder institutionalisierten Lektürekursen eine hilfreiche gut
handhabbare Arbeitsgrundlage. Die dem Band vorangestellte "Gebrauchsanleitung" erläutert die
getroffene Textauswahl berichtet von bisherigen Erfahrungen mit der Lektüre und liefert einen
inhaltlichen Überblick.