Mit den Wirtschaftskrisen der letzten Jahre wurde - wieder einmal - deutlich dass die Marxsche
Krisentheorie alles andere als überholt ist. Seit mehr als hundert Jahren bildet Marx'
Kapitalismuskritik einen Bezugspunkt für unterschiedliche soziale Bewegungen wie auch Stein des
Anstoßes für die Verteidiger der herrschenden Verhältnisse. Marx war Zeuge der Durchsetzung
jener «modernen» Gesellschafts- und Wirtschaftsstrukturen - industrieller Kapitalismus
Parlamentarismus und Massenorganisationen - die immer noch unser Leben beherrschen. Seine
Analysen und Kritiken treffen auch heute noch neuralgische Punkte unserer gesellschaftlichen
Verhältnisse. Betrachtet man jedoch das Marxsche Werk stellt man fest dass es sich um eine
Folge von Anfängen und Abbrüchen handelt keines der großen Projekte wurde beendet. Ohne
Kenntnis des Lebens von Karl Marx seiner Konflikte und Kämpfe lässt sich diese
Werkentwicklung nicht begreifen. Andererseits lassen sich aber auch die Wendungen des Marxschen
Lebensweges nicht ohne sein Werk verstehen. Zwar gibt es mehr als 25 umfangreiche
Marx-Biographien doch keine die Leben und Werk gleichermaßen in den Blick nimmt. Mit dieser
neuen Marx-Biographie soll genau das versucht werden. Adäquat lassen sich Lebens- und
Werkgeschichte aber nur darstellen wenn die zeitgenössischen Auseinandersetzungen in die Marx
verwickelt war nicht zum bloßen Hintergrund schrumpfen und wenn die Freunde und Gegner von
Marx nicht zu bloßen Statisten werden. Zwar beansprucht jede Biographie Marx «in seiner Zeit»
zu betrachten doch geschah dies bisher nur sehr unzureichend und punktuell. Ein genauerer
Blick wird so manche Legende zerstören die bislang unkritisch kolportiert wurde. Diese neue
Marx-Biographie ist auf drei Bände angelegt. Der erste Band wird 2018 im Jahr des 200.
Geburtstages von Karl Marx erscheinen. Er wird sich ausführlicher als bislang üblich mit der
Marxschen Jugend in Trier und der Zeit seines Studiums in Bonn und Berlin beschäftigen und
seine Tätigkeit als Redakteur der liberalen «Rheinischen Zeitung» in Köln und als Herausgeber
der «Deutsch-Französischen Jahrbücher» unter die Lupe nehmen. Bereits innerhalb dieser Periode
zeigen sich Krisen sowie Brüche in seiner intellektuellen Entwicklung die Marx dazu
veranlassten zunächst verfolgte Projekte aufzugeben und seine kritischen Unternehmungen neu zu
konzipieren. «Theoretische Einschnitte» lassen sich nicht nur zwischen «jungem» und «altem»
Marx finden die Entwicklungen sind komplexer als dass sie sich in ein Zwei- oder
Dreiphasenmodell pressen lassen. Die beliebte Alternative «Kontinuität» oder «Bruch» in der
Werkentwicklung erweist sich als viel zu schematisch. Auch gibt es keineswegs eine
zwangsläufige Entwicklung hin zum «Kapital» als «Hauptwerk». Marx beginnt nicht bei der Kritik
der Politik und endet bei der Kritik der Ökonomie. Auch wenn er sein geplantes Buch über den
Staat nie schreiben konnte und sich die letzten 30 Jahre seines Lebens auf die Ausarbeitung
seiner Ökonomiekritik konzentrierte ist die Kritik der Politik stets anwesend und entwickelt
sich genauso wie seine Vorstellung von Kommunismus erheblich weiter. Der zweite Band der
Biographie soll 2020 der dritte 2022 erscheinen.Michael Heinrich hat sich in «Die Wissenschaft
vom Wert» (1991 erweiterte Neuauflage 1999) ausführlich mit der Entwicklung der Marxschen
Ökonomiekritik auseinandergesetzt. Seine bereits in sechs Sprachen übersetzte «Kritik der
politischen Ökonomie. Eine Einführung» (seit 2004 in zwölf Auflagen erschienen) dürfte in
Deutschland die am weitesten verbreitete Einführung ins ökonomische Werk von Marx sein. Mit
«Wie das Marxsche 'Kapital lesen'?» (2008 erschien Teil 1 2013 Teil 2) legte er einen
detaillierten Kommentar zu den ersten fünf Kapiteln des ersten «Kapital»-Bandes vor.Der Band
verfügt über eine farbige Bilderstrecke und wird ab dem 28. April an den Buchhandel
ausgeliefert.