Der jüdische Arzt Dr. Fritz Frensdorff aus Hannover verstand seinen Beruf zugleich auch als
eine Berufung. Doch schon wenige Jahre nach Eröffnung seiner Praxis als 'Spezialarzt für
Kinderkrankheiten und psychische Störungen' brach mit dem Juden-Boykott im April 1933 auch über
ihn die wahnwitzige Ungeheuerlichkeit der nationalsozialistischen Rassengesetzgebung herein.
Von Berufsverbänden und Krankenkassen ausgeschlossen gequält von Einschüchterungsversuchen und
physischen Angriffen der Nationalsozialisten verlor er seine sozialen Kontakte. Die Zahlen
seiner arischen Patienten waren rückläufig. Gesellschaftliche und kulturelle Verbindungen
lösten sich auf. In die Isolation gestoßen überwältigte ihn das Gefühl völliger
Ausweglosigkeit von dem er sich nicht mehr zu befreien vermochte. Evelyn Keidel Dr. phil.
(M.A.) geboren 1936 in Berlin studierte Germanistik Geschichte Kunst Sozialpsychologie und
Religionswissenschaft. Die Autorin arbeitete als Lehrerin Diplombibliothekarin Journalistin
Verlagslektorin und in der Erwachsenenbildung. Ihre Buchveröffentlichungen (Vom Judentum zum
Christentum - und zurück Zufall oder Methode Juden-Imagines Tabuisierte Erinnerung »... daß
es aus mit uns war«. Osteuropäische Juden in der Altstadt Hannovers in den ersten Jahrzehnten
des 20. Jahrhunderts und Juden im Zerrspiegel einer Zeitung) sind Versuche zur
Wiederherstellung eines authentischen jüdischen Menschenbildes das über zwei Jahrtausende vom
tödlichen Haß des christlichen Antijudaismus und später des ideologischen Antisemitismus
verzerrt und entstellt worden ist.