Die Bhagavadgita ist Teil des großen indischen Epos Mahabharata das dem legendären Vyasa
zugeschrieben wird. Das poetische und zugleich philosophische Werk soll um 500 v. Chr.
entstanden sein. Zusammen mit den klassischen Upanischaden und dem Brahmasutra bildet es die
»Dreifache Wissenschaft des Vedanta« (Prasthanatraya). Erschienen in einer Zeit der
Auseinandersetzungen und neuen inneren Anforderungen an das indische Volk trug die
Bhagavadgita dazu bei durch die Erforschung der absoluten Werte der Wirklichkeit die Flamme
der upanischadischen Erkenntnis lebendig zu halten und die philosophischen und spirituellen
Dispute jener Epoche zu schlichten indem sie die Einheit der Wahrheit in ihren vielfältigen
Aspekten vermittelte und somit allen Wesen ermöglichte den für sie geeigneten Weg zu finden
ohne in Konflikt zur Lehre zu geraten. Die Bedeutung der Gita ist enorm wenn man bedenkt dass
sie auf der Handlung basiert die dem Leben zugrunde liegt und der sich niemand entziehen kann.
Sie enthüllt das Geheimnis des »Handelns ohne zu handeln« in einer Welt die von Bewegung und
Zwietracht durchdrungen ist. Aus dieser Perspektive ist sie insbesondere für den westlichen
Menschen der eher zu Handlung neigt als zu Kontemplation von grundlegender Wichtigkeit.
Raphaels Kommentar entfaltet sich entlang einem psychologischen philosophischen und
initiatischen Faden mit speziellem Bezug auf die Einweihung des ksatriya (Gesellschaftsordnung
der Gesetzesgeber und Krieger). Unter bestimmten Aspekten sagt Raphael sind wir alle ksatriya
weil wir uns in einen manchmal ungleichen Kampf zwischen Erkenntnis (vidya) und Unwissenheit
(avidya) begeben. Die Bhagavadgita nagelt uns an unsere Verantwortung (»Gezwungen vom karma
das deiner Natur innewohnt wirst du eines Tages - ungeachtet deines Willens - das tun was du
in deiner Verwirrung [...] nicht ausführen wolltest«) und unumgängliche Pflicht (dharma) uns
zu verstehen uns umzuwandeln und zu überschreiten.