PETERSBURG - Eine literarische ZeitreiseText: Steffi Memmert-Lunau Photographien: Angelika
FischerEs gibt wohl kaum ein Land in dem die Dichter so verehrt werden wie in Russland. Und
doch steckt die spannungsvolle Geschichte der russischen Literatur voller Widersprüche. In
Sankt Petersburg der alten Hauptstadt des Zarenreiches laufen ihre Fäden zusammenund bilden
ein magnetisches Zentrum. Etwa zweihundert Jahre lang war die Stadt an der Newa ein geistiges
Sammelbecken in dem sich alles was Ehrgeiz und Talent hatte konzentrierte und um
Aufmerksamkeit und Anerkennung rang. Zwischen Anpassung und Rebellion gerieten Schriftsteller
und Intellektuelle oft in gefährlichen Gegensatz zum Machtanspruch des Staates. So ist die
Petersburger Literaturgeschichte geprägt von Ausgrenzung und Verbannung aber auch von hoher
Verehrung und glanzvollen Auszeichnungen. Alexander Puschkin erlebte beides: die Verbannung aus
Petersburg ebenso wie die glühende Begeisterung des Publikums. Fjodor Dostojewski erlitt seine
Stadt als ein Sammelbecken von Halbirren als einen Ort dunkler und heftiger Einflüsse auf die
menschliche Seele. Der Dichter Alexander Blok blieb auch nach seinem Tod im Jahr 1921 der
Schwarm vieler russischer Frauen. Seine Ausstrahlung ist bis heute ungebrochen. Die Lyrikerin
Anna Achmatowa erlebte erst 1989 ihre Rehabilitierung als eine der größten
Dichterpersönlichkeiten des modernen Russland. Auch andere - wie etwa Wladimir Nabokov oder der
Nobelpreisträger Joseph Brodsky - gelangten im Exil zu Weltruhm und wurden erst spät wieder in
den Kanon der russischen Literatur aufgenommen.Ihre Wohnungen und Lebensorte sind heute
liebevoll gepflegte Erinnerungsorte an denensich die Atmosphäre ihres spannungsreichen Lebens
rekonstruieren lässt.Die Autorin Steffi Memmert-Lunau lebte lange als Übersetzerin in
Petersburg. Dort stieß sie fasziniert auf ein dichtes Netz literarischer Orte und Anekdoten.
Ihr Wunsch diese erstaunlichen Geschichten einmal in einem Buch zusammen zu fassen fand durch
die Begegnung mit der Photographin Angelika Fischer neue Nahrung. Gemeinsam bereisten sie im
Frühjahr 2012 die Newastadt und besuchten Kommunalwohnungen und Paläste Hinterhöfe und
legendäre Hotels auf den Spuren rebellischer Dichter staatstragender Hofpoeten und ätzender
Satiriker.In 15 Kapiteln mit zahlreichen eindrucksvollen SW-Aufnahmen entsteht so ein
kraftvolles Panorama des literarischen Petersburg. Ein Lageplan in den Buchklappen und ein
Adressenverzeichnis der Dichterwohnungen runden das Buch ab und machen es zu einem wertvollen
Kompendium für literarisch interessierte Reisende ebenso wie für das biographisch interessierte
Publikum daheim.