Wer war der Greizer Unternehmer Felix Günther der 1894 die Leitung der altehrwürdigen kleinen
Papiermühle im Göltzschtal übernahm und diese in einem halben Jahrhundert mit Hilfe seiner
Familie zu einer Papierfabrik mit Weltgeltung und über 700 Beschäftigten machte wirklich? - Es
gibt wohl keine unternehmerische Persönlichkeit in Greiz und im vogtländischen Umland die
gleichsam geehrt und umstritten ist. Einerseits steht eine Lebensleistung im Mittelpunkt des
Bandes die über seinen Arbeitsalltag von 16 Stunden und mehr zu sozialen und kulturellen
Errungenschaften für seine Beschäftigten und zum Aufbau einer damals modernen Siedlung für
Arbeiter und der Eröffnung eines der weltweit ersten Kindergärten - nicht nur für
Betriebsangehörige - führte andererseits wird er als skrupelloser Unternehmer benannt der nur
einen geringen Lohn zahlte als Fürst von Irchwitz seinem Heimatort in der Nähe der Stadt
Greiz bezeichnet wurde und dort in dem weitläufigen parkähnlichen Anwesen Günthershof u. a.
mit den Nazigrößen der damaligen Zeit verhandelte und residierte. Wie sagt doch seine Frau
Margarethe in ihren Lebenserinnerungen so treffend: Felix war feurig und jung und leitete die
Papierfabrik mit Schwung (...). Romantik soziales Empfinden und Rücksichtslosigkeit prägten
seinen Charakter. - Wo liegt nun die Wahrheit? Der Autor Frank Heinzig als ehemaliger
Produktionsleiter der Greizer Papierfabrik und späterer Gründer und Vereinsvorsitzender des
Traditionsverein Papierfabrik Fockendorf e. V. mit angeschlossenem Papiermuseum ein profunder
Kenner der Greizer Papiergeschichte insbesondere der Historie der Papiermacherfamilie Günther
legt mit diesem Buch erstmalig die faszinierende Lebensgeschichte von Felix Günther von der
Übernahme der unbedeutenden nur regional bekannten Papiermühle bis zur Enteignung der zu
diesem Zeitpunkt weltweit bekannten Papierfabrik im Jahre 1945 bis zu seinem Weggang bzw. seine
Flucht in die BRD und seinem Tod im Jahre 1966 vor. - - - Der zweite Teil des Buches ist ein
Glücksfall für die überregionale Wirtschafts- und Literaturgeschichte: Es ist gelungen die
Tagebuchaufzeichnungen der Frau und Lebensgefährtin von Felix Günther mit Namen Margarethe der
Öffentlichkeit zugänglich zu machen - eine spannende und zugleich unterhaltsame Lektüre ist auf
diese Weise entstanden die hinter die Kulissen der Unternehmertätigkeit ihres Mannes der
Erziehung ihrer Kinder und des näheren familiären Umfeldes und dem Flair der damaligen
Lebensumstände blickt und weit über die Greizer und Vogtländer Regionalgeschichtsschreibung
hinausweist. - - - Im dritten Teil des umfangreichen Bandes werden die beiden ersten Teile mit
einer thematisch geordneten ausführlichen Bilddokumentation unterstützt und vertieft. Auf über
500 erstmals gezeigten historischen Fotos wird in neun Kapiteln ein Panorama einer Zeit
entfaltet die wohl wie keine andere das Produktions- und Arbeitsgeschehen verändert hat und in
der über das Schicksal von vielen tausend Beschäftigten entschieden wurde.