Sokrates (etwa 470 v. Chr. - 399) eine der wirkmächtigsten Gestalten der Philosophiegeschichte
steht zugleich für eine Zeitenwende des menschlichen Geistes. Das Denken - in der noch jungen
griechischen Naturphilosophie in spekulativer Phantasie auf das äussere Sein und die Natur
gerichtet - wendet sich dem individuellen Menschen und der Frage nach der Tugend und
Wissensmöglichkeit zu. Vor allem in der Form des Gesprächs auf einem immer fragenden
Auf-dem-Wege-sein-des-Denkens überwindet Sokrates die Skepsis der Sophisten: Es gibt etwas
allgemeingültiges Gutes und Gerechtes - und der Mensch ist fähig und aufgerufen sich in der
richtigen Einsicht mit diesem in Verbindung zu setzen. Das berühmte Ich weiss dass ich nicht
weiss ist ihm dabei der Hintergrund zu der Ermutigung und dem Wagnis des erkennenden Denkens
als einem Erinnern eines eigentlich vorhandenen und vorgängig Guten.