Die Beugung (Diffraktion) war seit Huygens und Fresnel bekannt. Erfahrene Mikroskopiker kannten
viele praktische Tricks. Um feine Details des Objekts zu erkennen. Mikroskope nach Abbe konnten
dennoch die bis dato geltenden Auflösungsgrenzen sprengen. Seine Experimente und theoretischen
Überlegungen führten gezielt zur physikalisch möglichen Auflösungsgrenze. Auch 150 Jahre nach
Abbes Berechnungen zur Beugung an Objektiven ist die Optikentwicklung ein keineswegs
abgeschlossenes Forschungsgebiet. Glasbläser aus dem Thüringer Wald wie Heinrich Geißler
ermöglichten mit ihrer Vakuumtechnik wissenschaftliche Entdeckungen etwa Spektralanalyse und
Röntgenstrahlen. Mit Zeiss-Technik konnten in der Frühphase der Quantenphysik neue Atomspektren
entdeckt werden (Bergmann Serie). Höchste Präzision geringe Dimensionen und rationale
Fertigung prädestinieren die optischen Elemente aus dem Fraunhofer-Institut für Angewandte
Optik und Feinmechanik IOF (Jena) um in Erkundungssatelliten eingesetzt zu werden. Höchste
Zuverlässigkeit und Lebensdauer sowie originelle Leichtbauprinzipien sind weitere Kennzeichen
für Weltraumanwendungen. Bei vielen Dingen des täglichen Lebens wie zum Beispiel von Brillen
bis hin zu komplexen optischen Komponenten und Systemen sind dünne Schichten bestimmend für
deren Leistungsfähigkeit. Im Oktober 2022 wurde der deutsche Zukunftspreis vergeben für die
Entwicklung des Mikroskopsystems ZEISS Lattice Lightsheet 7. Das ist ein Höhepunkt einer
Jahrhunderte währenden Entwicklung zur Sichtbarmachung feinster mit bloßem Auge nicht
wahrnehmbarer Strukturen. Es ermöglicht biomedizinischen Forschern erstmals lebende Zellen
über Stunden oder Tage hinweg live und in 3D zu beobachten. Sie untersuchen damit
beispielsweise wie die Zellen auf bestimmte Wirkstoffe reagieren oder was geschieht wenn
Viren oder Bakterien in Zellen eindringen.