Gesund will ich bleiben wieder zurückkehren. So lautete die letzte Botschaft einer
Schriesheimer Jüdin als sie 1942 von Karlsruhe aus deportiert wurde. Sie kehrte nicht mehr
zurück. Einer anderen Jüdin eröffnete sich 1941 die Möglichkeit auf Befreiung aus dem
Internierungslager Gurs und zur Flucht in die USA. Aber die 78-Jährige hoffte auf andere
Rettung und schrieb an ihre Helfer: Nach Amerika will ich nicht! Sie wurde ein Jahr später in
Auschwitz-Birkenau ermordet. Ein junger Mann konnte vor drohender Deportation nach Frankreich
fliehen. Dort schloss er sich der Résistance an und gab sein Leben im Kampf für die Befreiung
vom Joch der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft. In Schriesheim an der Bergstraße hatte
sich nach dem Dreißigjährigen Krieg bis Ende des 19. Jahrhunderts eine lebendige Gemeinde mit
Synagoge Gemeindehaus und eigenem Friedhof entwickelt. 1933 lebten in Schriesheim unter 4.300
Einwohnern noch etwa 45 jüdische Bürger. Andere Juden hatten den Ort ausberuflichen Gründen
oder durch Heirat zum Teil schon lange vor 1933 verlassen. Sie lebten auf dem Land in großen
Städten (z.B. Berlin Frankfurt Freiburg Heidelberg Karlsruhe Mannheim Würzburg) und auch
in den Niederlanden. In ihren Schicksalen zeichnen sich alle Facetten der
nationalsozialistischen Judenverfolgung ab: Verdrängung aus dem Beruf und wirtschaftlicher
Niedergang Flucht Deportation Ermordung. Nur wenige der Deportierten überlebten. Parallel
zur Judenverfolgung wurden Frauen Männer und ein Kind Opfer der Zwangssterilisation und der
NS-Euthanasie. Das Gedenkbuch stellt die Einzelschicksale der Verfolgten auf der Grundlage
umfangreicher Archivstudien und unter Verwendung der Aussagen von Zeitzeugen dar. Das
Schlusskapitel zur Wiedergutmachung beschreibt neben der Rückerstattung entzogener
Vermögenswerte und der Entschädigung für erlittenes Unrecht auch die Bemühungen der
Stadtgesellschaft um eine Kultur des Erinnerns.