Berlin 1942. Der fünfjährige Markus lebt in einem jüdischen Kinderheim. Sein größter Schatz ist
eine Postkarte von Max Liebermanns Der Papageienmann der in seinen Träumen zu einer Art
rettendem Golem wird mit dessen Hilfe Markus aus seinem trostlosen Alltag und seiner Isolation
entflieht. Wie einst Rabbi Löw den legendären Golem mit seiner menschenähnlichen Gestalt und
übernatürlichen Kräften zum Leben erweckte haucht auch Markus dem Papageienmann mit seinen
Gedanken Leben ein. Er begleitet Markus in seinen Tagträumen in denen sich der Alltag im
Kinderheim Traumreisen zum Mond oder an den Müggelsee und Erinnerungen an die Schule und die
Deportation der Eltern überlagern.Mit Markus und der Golem hat Bodo Schulenburg 1987 in der DDR
eine stille literarisch anspruchsvolle Holocaust-Erzählung vorgelegt und beschreibt die
letzten sieben Tage vor der Deportation der Kinder aus dem Heim. Als historische Vorlage dienen
Schulenburg reale Ereignisse in Berlin-Niederschönhausen. Heute erinnert in der
Wilhelm-Wolff-Straße eine Gedenktafel an Deutschlands erstes jüdisches Säuglings- und
Kleinkinderheim von 1915 bis zur Schließung und Deportation der Kinder 1942. Unter den sechs
Millionen Juden die im Holocaust ermordet wurden waren etwa eineinhalb Millionen Kinder.