Am Gebrauch der Sprache lässt sich etwas über den Zustand unserer Gesellschaft ablesen. Dachten
Sternberger Storz und Süskind als sie kurz nach Kriegsende ihr Buch Aus dem Wörterbuch des
Unmenschen kompilierten und zeigten welche Verheerungen der Nationalsozialismus auch in der
deutschen Sprache hinterlassen hatte. Knut Cordsen übersetzt diesen Ansatz in die Gegenwart -
natürlich im Bewusstsein dass sich Geschichte immer zweimal ereignet einmal als Tragödie und
einmal als Farce. So stellt sich Stand jetzt in eine doppelte Tradition. Im Sinne einer ernsten
Sprachkritik forscht Knut Cordsen nach der tieferen Bedeutung des heutigen Jargons spürt dem
Jägerlatein einer Alice Weidel nach schaut was hinter der Brandmauer steckt und begibt sich
auf die Suche nach den Ursprüngen des Kampfbegriffs 'Lügenpresse'. Zum anderen speist sich
Stand jetzt aber auch aus einer unbändigen Sprachlust labt sich an Worthülsenfrüchten feiert
Brot und Wortspiele spaziert fröhlich und ergebnisoffen durch unsere nicht immer armutsfeste
schöne Sprache und stärkt ihr den Rücken nachdem man sie hinterhältig unter den Bus geworfen
hat. Ein so heldenhaftes wie mitmenschliches meinungsstarkes wie lückenhaftes Kommentariat zum
zeitgeistigen und zeitnahen Sprachgebrauch das uns vor die großen Fragen stellt: Sollen wir
weinen weil das alles so komisch ist oder lachen weil das alles so tragisch enden wird?