Die Anfänge von Rückerts Koranübersetzung gehen schon auf seine ersten Coburger Jahre (1820-26)
der größere Teil jedoch auf die anschließende Zeit in Erlangen zurück. Die Veröffentlichung
erfolgte erst posthum: Anlässlich von Rückerts 100. Geburtstag im Jahre 1888 gab der
Königsberger Orientalist August Müller den Text aus dem Nachlass heraus. Die Übersetzung fand
ein positives Echo unter der Leserschaft des gebildeten Bürgertums ebenso wie in der Fachwelt.
Besonders bemerkenswert ist die Tatsache dass gerade von islamischer Seite die Bedeutung von
Rückerts Arbeit hervorgehoben wurde. Wolfdietrich Fischer und Hartmut Bobzin die sich - in
Fortführung ihrer Erlanger Tradition - schon lange der Pflege von Rückerts Nachlass und der
Wiederbekanntmachung seines Gesamtwerkes widmen haben mit der Herausgabe des Korans das wohl
bedeutendste orientalische Opus des Dichters in wissenschaftlich gebrauchsgerechter Form neu
vorgelegt. Da die Originalausgabe des Werkes seit langem vergriffen ist wird damit ein weithin
anerkanntes Meisterwerk der deutschen Literatur wieder zugänglich gemacht. Der Text folgt dem
im Schweinfurter Stadtarchiv aufbewahrten Manuskript das wohl von Rückert selbst als
Druckvorlage vorgesehen war. Dieser Text wird zusammen mit Rückerts eigenen Anmerkungen im
Hauptteil der Ausgabe wiedergegeben. Im Anhang folgen Anmerkungen der Herausgeber die vor
allem Sacherklärungen und die Erläuterung ungebräuchlicher Wörter und Begriffe beinhalten. Eine
Einleitung gibt Auskunft über die Bedeutung des Korans in der islamischen Welt über die Genese
von Rückerts Koranübersetzung und über deren besondere Qualität im Vergleich mit anderen
Übersetzungen aus dem europäischen Raum.Die sprachmächtige gleichermaßen subtile und
kraftvolle Koran-Übersetzung von Friedrich Rückert gibt als einzige deutsche Übersetzung einen
authentischen Eindruck weshalb der Koran in der islamischen Welt nicht nur als Heiliger Text
und letztgültige Offenbarung anerkannt wird sondern zugleich als unerreichbares Vorbild und
Vollendung der arabischen Literatur. Rückerts Übersetzung veraltet nicht weil sie eine
einzigartige Synthese von hoher Gelehrsamkeit des 19. Jahrhunderts und dichterischem Ingenium
darstellt. Wer die entschiedene Dimension der Schönheit des Koran in deutscher Sprache erfassen
will kommt an Rückerts Übersetzung nicht vorbei die dankenswerterweise in einer gründlichen
Edition und mit präzisen Erläuterungen von Wolfdietrich Fischer nun wieder vorliegt!Prof. Dr.
Harald Seubert Fachbereichsleiter für Philosophie Religions- und Missionswissenschaft an der
STH Basel im Januar 2019