Ketteler war kein blendender Schriftsteller ja in formaler Beziehung nicht einmal ein
eigentlich bedeutender. Trotzdem hat er durch seine zahlreichen Schriften auf seine
Zeitgenossen einen weittragenden Einfluß ausgeübt und bis zur Gegenwart haben die meisten
Erzeugnisse seiner unermüdlichen Feder obwohl zum allergrößten Teile Gelegenheitsschriften
ihren Wert und ihre Wirkung bewahrt. Hinter allem was dieser echte westfälische Edelmann der
aus so ganz besonderem Holze geschnitzte Bischof von Mainz schrieb stand eben ein ganzer Mann
und das ist das eine und unmittelbarste Moment welches den zündenden Eindruck seiner
Veröffentlichungen erklärt. Dazu kommt aber noch ein anderer mehr sachlicher Umstand: ihm war
es gegeben alles das was die Konfessionsgenossen seiner Tage im tiefsten bewegte klar
scharf packend zeitgemäß gemeinverständlich unerschrocken und ohne jede Kompromißsucht
auszusprechen. So ist er der katholische Kulturkampfschriftsteller geworden - Kulturkampf im
weitesten Sinne als Inbegriff aller ungefähr mit den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts
einsetzenden und bis in die siebziger Jahre dauernden Bestrebungen die katholische Kirche
unter dem Drucke der modernen Kulturentwicklung oder mit Hilfe der Machtmittel des Staates
unter das Joch des falschen Liberalismus zu beugen bzw. ihrer Gegentendenzen. Kein Wunder
daher daß er auf Freund und Feind einen großen literarischen Einfluß ausübte dem nachzugehen
auch heute noch von hohem Interesse ist. [...] Der katholische Pfarrer Schriftsteller
Herausgeber und bekannte Literaturkritiker Johannes Mumbauer hat mit diesem Werk die Schriften
von Wilhelm Emmanuel von Ketteler dem Bischof von Mainz herausgegeben. Der dritte Band dieser
mehrteiligen Reihe behandelt seine sozialen Schriften und Persönliches. Der Verlag der
Wissenschaften verlegt historische Literatur bekannter und unbekannter wissenschaftlicher
Autoren. Dem interessierten Leser werden so teilweise längst nicht mehr verlegte Werke wieder
zugängig gemacht. Das vorliegende Buch ist ein unveränderter Nachdruck der historischen
Originalausgabe von 1911.