Ich habe mich früher nicht entschliessen können auch die Rede für Murena wie sehr sie auch
durch ihre rhetorischen Vorzüge zu einer Bearbeitung einlud in meine Sammlung ausgewählter
Reden Ciceros aufzunehmen weil der schlimme Zustand des überlieferten Textes fast
unüberwindliche Schwierigkeiten einer Bearbeitung für die Schule zu bieten schien. Aber
inzwischen ist die kritische Behandlung der Rede in ein neues Stadium getreten. Durch die
Veröffentlichung des Lagomarsinischen Apparats in der Ausgabe von A. W. Zumpt sind zwar
wesentliche Verbesserungen verderbter Stellen nicht zu Tage gekommen auch überhaupt nur wenige
neue Lesarten aber es lies sich jetzt mit ziemlicher Sicherheit erkennen welche
Umgestaltungen das eine Poggianische Exemplar auf das alle Abschriften zurückgehen sei es
durch Emendationsversuche italienischer Gelehrten oder durch die Nachlässigkeit und
Unwissenheit der Abschreiber im XV. Jahrhundert erfahren hat. Was wir von den
Lebensverhältnissen des L. Licinius Murena wissen beruht fast ausschliesslich auf den
Nachrichten die uns sein Verteidiger Cicero erhalten hat. Das plebejische Geschlecht der
Murenae stammte aus Lanuvium und gehörte zur jüngeren Nobilität: sie zählten noch keinen
Consularen in ihren Reihen erst der Ältervater und Grossvater unseres Lucius hatten es zur
Prätur gebracht. Der berühmteste des Geschlechts war der Vater gleichfalls mit dem Vornamen
Lucius der nachdem er die Prätur verwaltet hatte als Sulla's Legat mit Auszeichnung in
Griechenland und Asien diente und von diesem nach dem Friedensschlüsse mit Mithridates mit dem
Commando der in Asien zurückgelassenen Legionen betraut wurde. [...] Der Verlag der
Wissenschaften verlegt historische Literatur bekannter und unbekannter wissenschaftlicher
Autoren. Dem interessierten Leser werden so teilweise längst nicht mehr verlegte Werke wieder
zugängig gemacht. Das vorliegende Buch ist ein unveränderter Nachdruck der historischen
Originalausgabe aus dem Jahr 1872.