Expressionismus ist eine künstlerische Bewegung die oft mit bestimmten Zentren verbunden wird:
In seiner Deutung als deutsche Kunstrichtung zeichnet sich Deutschland als Ort des
Expressionismus ab dabei wird er vorzugsweise mit konkreten Orten verknüpft. Hier ist neben
der Großstadt (Berlin München) auch an die Standorte zu denken wo einschlägige Gruppen von
Künstlerinnen zusammengekommen sind. Entsprechend konzentriert sich auch die Beschäftigung mit
den Inhalten expressionistischer Kunst häufig auf Aspekte die mit diesen Zentren assoziiert
sind und aus gutem Grund einen wichtigen Schwerpunkt expressionistischen Schaffens bilden (z.
B. in der Metropolendarstellung).Expressionismus gibt es aber auch anderswo und in anderer Form
- sozusagen in der Provinz. Das interdisziplinäre Forschungsprojekt Peripheral Expressionisms
erforscht bereits seit einigen Jahren den Einfluss des Expressionismus in 'peripheren'
europäischen Regionen. Der antibürgerliche Duktus des expressionistischen Denkens und die damit
verbundene Stellung als 'widerständige' neue Kunst hat nicht nur die Künstlerinnen in den
Großstädten geprägt sondern durch Berichterstattung auch ländliche Regionen und Kollektive
erreicht. Nicht zuletzt haben Herwarth und Nell Walden für den Expressionismus im Kontext des
Sturm eine aktive Verbreitungspolitik betrieben die erst in Ansätzen erforscht ist. Darüber
hinaus gibt es aber auch formal ähnliche Entwicklungen zum Expressionismus in den 'Zentren'
deren Herkunftsgeschichte wesentlich komplexer ist.Das Themenheft geht der Frage nach
inwiefern die Beschäftigung mit expressionistischer Ästhetik und Geisteshaltung und die daraus
erfolgende Kunstschöpfung an konkreten kleineren Orten stattfindet. Die Beiträge decken eine
recht umfassende regionale Breite ab und beleuchten dabei sowohl literarische als auch
bildkünstlerische und (innen-)architektonische Beispiele expressionistischen Schaffens in der
Provinz: Sie werfen einen Blick auf mitteldeutsche Kleinstädte auf Oldenburg die Lüneburger
Heide die Saarregion und das Elsass sowie auf Czernowitz in der Bukowina und Bulgarien.Mit
Beiträgen von Nikolina Burneva Uwe Czier Max Diehm Conny Dietrich Katharina Groth Gloria
Köpnick und Torsten Mergen.