Mündliches Erklären ist eine im kommunikativen Alltag omnipräsente Gesprächspraktik: Wir
erklären jemandem wie ein technisches Gerät funktioniert wir erklären den Ablauf eines Spiels
wir erklären wie ein Fahrradreifen geflickt wird. In der Schule ist das Erklären eine
grundlegende Praktik zur Vermittlung von Wissen und Können. Erklären zu können ist hier nicht
nur eine Fähigkeit die Lehrpersonen haben sollten sondern zugleich eine Fähigkeit die von
SchülerInnen erwartet wird und die als Nachweis für den schülerseitigen Kompetenzerwerb gilt.
Wer gut erklären kann profitiert im Deutsch- und Fachunterricht. Da bislang erst wenig
empirische Erkenntnisse darüber existieren inwiefern SchülerInnen mit dieser ihnen im
Unterricht abverlangten Praktik vertraut sind vergleicht die gesprächsanalytische Studie 59
videographierte und im Anschluss an eine Unterrichtsstunde durch eine Aufgabenstellung
elizitierte Erklärinteraktionen zwischen jeweils zwei SchülerInnen. Im Fokus stehen
SchülerInnen der Jahrgangsstufen fünf sieben und neun und der Schulformen Hauptschule und
Gymnasium. Neben der Rekonstruktion überindividueller Organisationsstrukturen und
kommunikativer Aufgaben die beim Vollzug der durch die Aufgabenstellung geforderten
Erkläraktivität eine Rolle spielen werden interindividuelle Varianzen beschrieben die sich in
den Aufgabenbearbeitungen der SchülerInnen der untersuchten Jahrgangsstufen und Schulformen
feststellen lassen. Die gesprächsanalytische Datenauswertung ist um einige Quantifizierungen
ergänzt die eine Übersicht über das Vorkommen verschiedener Merkmale im gesamten Datenkorpus
liefern. Durch die pseudolongitudinale Anlage der Studie lassen sich nicht nur Aussagen über
die Erklärfähigkeiten der SchülerInnen treffen sondern ebenso Rückschlüsse auf mögliche
Entwicklungsverläufe im Bereich des mündlichen Erklärens im Alter der Sekundarstufe I ziehen.
Insgesamt eröffnet sich ein breites Spektrum interindividueller Varianzen wobei sich die
größeren Unterschiede im Schulformvergleich offenbaren.