Mit rund zehntausend pointiert formulierten Escolios (Randbemerkungen) die sein ebenso
provokantes wie kompromißloses OEuvre umfaßt reiht sich der kolumbianische Philosoph Nicolás
Gómez Dávila (1913-1994) in die Tradition der ganz großen Aphoristiker wie Blaise Pascal
Friedrich Nietzsche oder E. M. Cioran ein. Sein generelles Unbehagen an der Moderne aber auch
seine Hoffnung auf ein Antidot kommt dabei - von seiner konservativen politischen Theologie
einmal abgesehen - in seiner axiologischen das heißt dezidiert wertorientierten Kunst- und
Literaturästhetik besonders plastisch zum Ausdruck. Gegen den allenthalben grassierenden
ästhetischen Subjektivismus und Relativismus unserer Zeit postuliert Gómez Dávila daß sich
über Geschmack und Schönheit sehr wohl und sogar trefflich streiten lasse da keinesfalls alle
Kunstwerke gleicher Bedeutung respektive gleichen Ranges seien: De gustibus est disputandum!
Den theoretischen wie praktischen Unzulänglichkeiten der Ästhetik(en) zum Trotz gebe es
durchaus ein Spektrum konstitutiver wenngleich weit gefaßter Qualitäten des Kunstwerkes ja
selbst eine echte Komplizenschaft zwischen Schönheit und Religion. Letztere zeigt sich für
Gómez Dávila vornehmlich in jenen ästhetischen Erfahrungen die regelrechten Epiphanien
gleichkommen können: Irgendwo wird ein Gott geboren wenn sich die Schönheit offenbart. In
seiner synoptisch angelegten Studie Epiphanien der Schönheit zeichnet Richard Reschika die
weitverzweigten Gedankenblitze Gómez Dávilas zur Kunst und Ästhetik aber auch zur Philosophie
und Theologie kommentierend und interpretierend nach indem er immer wieder auch konkrete
Beispiele vor allem aus dem reichen Schatz der älteren und neueren Kunstgeschichte des
Abendlandes heranzieht. Dergestalt unternimmt er zugleich den ambitionierten Versuch einer
geistes- und ideengeschichtlichen Situierung dieses Ausnahmedenkers vom Rande der Welt auf
seiner intensiven Spurensuche göttlicher Schritte und heiliger Schatten der Kunst.