Die Rezeption des Holocaust mit literarischen Mitteln impliziert stets die Frage nach welchen
ästhetischen aber auch nicht-ästhetischen Konventionen entsprechende Werke gestaltet werden
sollen. Besonders die Herangehensweise in Form der Groteske in Hilsenraths ¿Der Nazi und der
Friseur¿ provozierte erhebliche Diskussionen um eine angemessene Verarbeitung der Shoah. Die
vorliegende Studie bietet eine vergleichende Analyse der zeitgenössischen amerikanischen und
deutschen Literaturkritik um die jeweils herangezogenen Bewertungskriterien zu untersuchen.
Dabei zeigt sich dass in der amerikanischen Kritik vorrangig literaturimmanente Kriterien
hingegen in der deutschen Kritik auch nichtliterarische Kriterien zur Einschätzung der Qualität
des Romans herangezogen werden. Die Literaturkritik der Zeit bietet insofern auch Einblicke in
die moralisch gefärbten Darstellungs-Konventionen welche den Holocaust-Diskurs der 1960er und
1970er Jahre überformten.