Das Jahr 2020 wird mit der Corona-Krise in die Menschheitsgeschichte eingehen und es bleibt zu
hoffen dass es das einzige seiner Art bleibt. Alle Lebensbereiche sind betroffen auch die
Freimaurerei: Das Wiener Logenhaus musste geschlossen werden viele Logen haben den Kontakt
untereinander ins Internet verlegt doch ein Ritual lässt sich in dieser virtuellen Welt nicht
durchführen. Das Ritual erfordert Präsenz und Anteilnahme sein Zauber ersteht im Moment seiner
Durchführung und ist nur persönlich erlebbar. Für die Edition dieses Jahrbuchs hat sich die
ungewollte Auszeit des Lockdowns als positiv erwiesen da eine größere Zahl umfassender Studien
eingegangen sind die ein weites historisches Spektrum abdecken: Im intellektuellen Umfeld der
Wiener Logen vor und nach dem Ersten Weltkrieg finden sich die wissenschaftliche Weltanschauung
ebenso wie die Yoga-Lehre oder auch der Okkultismus. Einzeldarstellungen widmen Georg Klee dem
Ritual-Autor Hermann Beigel Alexander Emanuely dem Publizisten und Aktivisten Carl Colbert und
Gisela Herrnstadt-Steinmetz dem Finanzexperten Gottfried Kunwald. Für die Epoche nach 1945
kommt ein Beitrag zu Bernhard Scheichelbauer hinzu die Quellen dazu fand Paul Rousseau in den
Archiven der Großloge von Luxemburg. Alfred Stalzer widmet Achim Benning zu seinem 85.
Geburtstag ein umfassendes Porträt erweitert um drei der besten Texte aus dessen Feder. Auch
Heinz Sichrovsky darf mit seinem Beitrag über Thyl Ulenspiegel einmal mehr unter den Autoren
begrüßt werden. Gert Rudolf porträtiert den herausragenden Freimaurer und Prager Schriftsteller
Johannes Urzidil der als Herausgeber der Zeitschrift Die drei Ringe fungierte und zahlreich
kluge Kommentare verfasste. Als Gastautor aus Deutschland findet sich Ralf Bernd Herden mit
seiner Betrachtung des Lebensweges von Hitlers Wirtschaftsminister Hjalmar Schacht. In der
NS-Zeit diente der ehemalige Freimaurer Kurt Reichl dem NS-Geheimdienst als Informant einige
seiner Berichte finden sich als beklemmende Zeitzeugnisse ebenfalls in diesem Jahrbuch. In den
Jahren davor ging er mit der Konferenz von Aachen zumindest in die Geschichte der Freimaurerei
ein. Marcus G. Patka dokumentiert Reichls Begegnung mit dem Jesuitenpater Hermann Gruber S. J.
und der publizistischen Debatte rund um die Konferenz von Aachen 1928. Diese Thematik wird im
nächsten Jahrbuch fortgesetzt. Als einer der letzten Überlebenden des NS-Konzentrationslagers
Auschwitz berichtet Andreas Weiss über diesen Abschnitt seines Lebens. Es bleibt mit Klaus-
Jürgen Grün einem weiteren deutschen Gastautor vorbehalten die Möglichkeiten der
Freimaurerei im digitalen Zeitalter auszuloten.Den Abschluss bilden Nachrufe auf den
österreichischen Altgroßmeister Heinz Scheiderbauer und den englischen QC-Pastmaster John
Acaster. Hinzu kommt die Bücherschau mit einem Blick auf aktuelle Neuerscheinungen.