Analoge Fotografien begegnen uns im digitalen Zeitalter oft als Dinge die - nachdem sie
verwahrt verloren oder sogar weggeworfen worden waren - (wieder-)gefunden werden. Die
Faszination für solche gefundenen Fotos spiegelt sich auf markante Weise im zeitgenössischen
Essay- und Dokumentarfilm wider. Found Foto-Filme sind eine seit der Jahrtausendwende neu
entstandene essayistisch-dokumentarische Form: Filme die mit hinterlassenen geretteten oder
gefundenen Konvoluten fotografischer Bilder arbeiten diese sammeln auswählen und in einen
neuen Kontext stellen. Sie stehen in einem Spannungsfeld zwischen populärer Ästhetisierung und
Re-Auratisierung analoger Medien im Zuge der Digitalisierung sowie einer langen Tradition die
Materialität und Medialität von Film durch die Arbeit mit Fotografie und Found Footage filmisch
zu reflektieren. Charlotte Praetorius erkundet solche Aneignungen analoger Fotos anhand eines
Korpus internationaler Filme: Wie setzen sich die Filmemacher_innen zu den fotografischen
Funden ins Verhältnis? Wie greifen die Erzählungen und die Erzählbarkeit von Fotografie und
Geschichte ineinander? Wie wird das fotografische Material angeordnet und inszeniert? Und wie
lassen sich die Verhältnisse zwischen verschiedenen Medien und Materialien fassen? Dabei geht
es Praetorius auch darum die Formen des dokumentarischen und essayistischen Films als ein
Reflexionsmedium von (Medien-)Geschichte ernst zu nehmen und zugleich auch kritisch infrage zu
stellen.