Schlingensiefs Kunst war immer ein Spiel mit den Grenzen der Kunst und auch mit deren
Überschreitung. Carl HegemannKunst oder Quatsch? Schlingensiefs Arbeiten werfen noch immer
Fragen auf: Handelt es sich um Zeitdiagnosen? In welchen Traditionslinien stehen sie? Inwiefern
sind sie selbst traditionsbildend geworden? Und: Worin liegt ihre Aktualität begründet?
Christoph Schlingensief bewegte sich mit dem Ruf des enfant terrible des deutschen
Kulturbetriebs spielend souverän in ganz unterschiedlichen Medien - und oftmals auch jenseits
der Grenzen des guten Geschmacks. Ob er als Regisseur seine ganz eigene Geschichte der
deutschen Wiedervereinigung schrieb als Opernregisseur zu Wagners Musik einen Hasen im
Zeitraffer verwesen ließ oder als Autor und Theatermacher seine Krankheit und sein Sterben
thematisierte - im besonderen Maße provokant und berührend wirkte all dies weil Schlingensief
sich selbst der Öffentlichkeit aussetzte sich ins Zentrum seiner Arbeiten stellte und das
Spiel mit der Ununterscheidbarkeit von Person und persona in beeindruckender Konsequenz bis zum
Schluss fortführte.Bei seinem Publikum sorgte diese Kunst für eine Resonanz die bis heute
fortwirkt. Schlingensiefs Arbeiten das zeigen die Beiträge dieses Bandes sind nicht
vergessen. Zehn Jahre nach seinem Tod werden Texte von Weggefährtinnen und Wissenschaftlerinnen
versammelt die an Schlingensiefs Werk erinnern und dieses auf seine Aktualität für die
Gegenwart befragen.