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"Andersch war nicht Trinker nicht Frauenjäger nicht süchtig. Dagegen stand sein Verstand. Er
wollte die Welt verändern und wußte das kann ich nicht. Er zeichnete sie." Wolfgang Koeppen
Alfred Andersch (1914-1980) besetzte in der Nachkriegszeit und den 1950er Jahren
Schlüssel-positionen im westdeutschen Literaturbetrieb gründete wegweisende Zeitschriften
("Der Ruf" "Texte und Zeichen") und Radioreihen in denen er dem Feature eine 'funkische' Form
dem Hörspiel neue originelle Töne der Streitkultur eine pluralistische Ausrichtung und mit
alldem zahlreichen Kolleginnen wie Kollegen umstrittenen wie unbekannten gut bezahlte
Sendungen verschaffte. Ein Pionier demokratischer Medienarbeit stand er auch in seiner
Autorschaft auf Seiten der littérature engagée. Der Stil seiner Prosa ist knapp und berichtend
seine Vorbilder waren Jean-Paul Sartre und Ernest Hemingway. Sein eigentliches Ziel die
Existenz als freier Schriftsteller erreichte er endgültig 1957 mit dem Roman "Sansibar oder
der letzte Grund". 1958 wanderte er angewidert auch von der politischen Entwicklung in
Deutschland mit der Familie in die Schweiz aus. Eingeleitet wird der Band mit ausgewählten
Briefen Anderschs an die Malerin und Grafikerin Gisela Groneuer. Sie erzählen von einer großen
Liebe und vom Werden und Zusammenwachsen eines unkonventionellen Künstlerpaares. Die Briefe
setzen mit Anderschs Rückkehr aus der amerikanischen Kriegsgefangenschaft im Herbst 1945 ein
und erstrecken sich über vier Jahre bis die Liebenden im Sommer 1949 endlich ein gemeinsames
Leben beginnen können. Seines Könnens war Andersch sich sehr bewusst das machte ihn
angreifbar. Denunziationen wurden lanciert über seine Haft im KZ Dachau und über seine
Desertion die angeblich Erfindungen seien über die Scheidung von seiner ersten Frau die er
böswillig im Stich gelassen habe. Quellenfunde entkräften diese Anwürfe und überraschen mit
neuen Erkenntnissen. So war es bisher völlig unbekannt dass Andersch aktiv der Resistenza
zuarbeitete bevor er während seines Kriegseinsatzes in der Toskana 1944 zu den Amerikanern
überlief. Die literaturwissenschaftlichen Beiträge greifen einzelne Aspekte auf die das
Spektrum seines Schaffens wie seines Netzwerkens zeigen. Anderschs Engagement für einen
demokratischen Rundfunk erweist sich am Abendgespräch zwischen Carl Schmitt und Werner Warnach.
Andersch unterstützt Heinrich Böll umwirbt Hans Werner Henze oder tritt energisch für Arno
Schmidt ein. Von Beginn an ist sein Erzählwerk geprägt vom Umschlag genau beschriebener
Faktizität in Utopie noch verhalten bleibt die Auseinandersetzung mit den Verbrechen der
Nationalsozialisten.
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