Ein verschwundenes Schloß in Mecklenburg. Das Residenzschloß zu Neustrelitz und seine
Geschichte. In die imposante Reihe der barocken Residenzschöpfungen des 18. Jahrhunderts nach
dem Versailler Idealvorbild einer Reißbrettstadt deren Ausgangspunkt die landesherrliche
Schloßanlage bildet reiht sich auch die liebliche kleine Residenzstadt der Großherzöge von
Mecklenburg-Strelitz in Neustrelitz am Ufer des malerisch gelegenen und von ausgedehnten
Waldungen umgebenen Zierker Sees ein. Den äußeren Anlaß für die Neuschöpfung dieser fürstlichen
Hauptresidenz und schließlich der Gründung einer zugehörigen Residenzstadt "auf der grünen
Wiese" bildete hier allerdings nicht das übersteigerte Repräsentationsbedürfnis des Landesherrn
sondern der verheerende Brand des bisherigen alten Residenzschlosses in der kleinen Hauptstadt
Strelitz im Jahre 1712. Erst 11 Jahre zuvor im Jahre 1701 war das neue Herzogtum durch eine
brüderliche Landesteilung entstanden und man hatte das alte Strelitzer Schloß kostbar und
aufwendig zur neuen fürstlichen Residenz ausgebaut. Das dem Herzog liebgewordene Jagdschloß
Glienke am nahen Zierker See diente als Interimssitz bis bald klar war das man hier "wegen
seiner angenehmen Lage gesunder Luft und Wassers auch truckenen Grund und Bodens" das
Jagdhaus zur neuen dauerhaften Residenz erheben und entsprechend ausbauen wolle. Bereits 1719
begannen die ersten Arbeiten am Lustgarten hinter dem fürstlichen Wohnhaus in Glienke das
nunmehr für den Ausbau als Residenzschloß auserkoren war. Die Pläne für den großen Schloßumbau
entwarf der aus Braunschweig nach Strelitz berufene und 1723 zum Hof- und Lustgärtner bestallte
spätere herzogliche Baumeister Christoph Julius Löwe. 1731 war das neue Residenzschloß
fertiggestellt und es begann eine bewegte Schloßgeschichte. Als das neue Schloß fertig war
entschied sich Herzog Adolf Friedrich III. ganz aus praktischen Erwägungen für eine planmäßige
Stadtneugründung neben dem neuen Residenzschloß und begründete im Jahre 1733 die auf dem
Reißbrett vom Schloßbaumeister Christoph Julius Löwe entworfene Residenzstadt Neustrelitz.
Ihren Grundriß plante Löwe als einen achtstrahligen Stern mit einem großen quadratischen
Marktplatz in der Mitte. Herzstück dieser barocken Neuschöpfung war und blieb aber das
Residenzschloß das die Herzöge und späteren Großherzöge von Mecklenburg-Strelitz bis 1918
bewohnten und immer wieder baulich verändert haben. Namhafte Künstler und Architekten wie
Friedrich Wilhelm Buttel Friedrich August Stüler und Albert Geyer prägten das Erscheinungsbild
des großen Gebäudekomplexes der durch einen Erweiterungsbau von 1905 bis 1909 seine endgültige
Form mit dem stadtbildprägenden Kuppelturm erhielt. Nach dem Ende der Monarchie zogen u. a.
der Landtag und das neu geschaffene Landesmuseum in die Schloßräume ein. Zur Zeit der
NS-Diktatur wurden große Teile des Schlosses als "Führerschule des Berliner
Hochschul-Institutes für Leibesübungen" genutzt. Die Geschichte des bedeutenden Schlosses fand
in der Nacht vom 29. Zum 30. April 1945 ein jähes Ende als ein Großfeuer den historischen Bau
in Schutt und Asche legte. Bis 1950 wurde die Brandruine bis auf die Keller beräumt und jene
Lücke im Stadtbild geschaffen die bis heute besteht und als schmerzhaft empfunden wird. Das
Herzstück der Barockstadt ist verschwunden und all die umliegenden Gebäude wirken wie verloren
die Terrassen des schönen Schloßgartens führen ins Nichts. Nach langen und umfangreichen
Archivstudien gelingt es dem Autor neue Aspekte aus der fast 200jährigen Baugeschichte des
Schlosses mit bislang unbekannten Bauentwürfen in den Kontext einer umfassenden kunst- und
baugeschichtlichen Würdigung zu stellen. Das vorliegende reich bebilderte und mit Grundrissen
und Plänen ausgestattete Buch zeichnet erstmalig so umfassend und anschaulich die Geschichte
dieses bedeutenden fürstlichen Residenzschlosses nach und möchte einen Beitrag zur aktuellen
Wiederaufbaudiskussion leisten.