In von Krisen geprägten Zeiten und vor allem dann wenn die Herrschaft traditional
legitimierter Machthaber ins Wanken gerät ist der Boden bereitet für den Auftritt des
'charismatischen Führers' (Max Weber). Eine solche Situation herrscht im Preußen des frühen 19.
Jahrhunderts vor im Zeitalter der Antinapoleonischen Kriege. In der propagandistischen Lyrik
dieser Zeit entwerfen Dichter wie Ernst Moritz Arndt oder Friedrich Rückert die Vorstellung von
heroischen Leitgestalten die aufgrund ihres Charismas mit der königlichen Macht in Konkurrenz
treten und dazu imstande scheinen Napoleon zu Fall zu bringen und die Einheit der deutschen
Nation herbeizuführen. In seiner Studie geht Alexander Quack der Frage nach wie das Phänomen
des Charismatismus im Medium der Lyrik verhandelt wird. Neben Texten von Arndt und Rückert
stehen auch solche von Theodor Körner Max von Schenkendorf oder heute bereits vergessenen
Autoren im Zentrum der Untersuchung. Die von diesen Dichtern imaginierten Heldenphantasien
leisten dem Eindruck Vorschub als ließe sich die herrschende Notlage nur unter Führung
charismatisch begnadeter Persönlichkeiten überwinden. So wird beispielsweise der
Freikorpsführer Ferdinand von Schill zum politischen Märtyrer erhoben während der Feldherr
Gebhard Leberecht von Blücher zum leibhaftigen Nationalhelden stilisiert wird. Die Imagination
des Heroischen vollzieht sich vor dem Hintergrund der nationalen Identitätsproblematik und ist
in den bürgerlichen Geschlechterdiskurs eingebunden. Der Held tritt als Verkörperung des
jeweiligen 'Volkscharakters' in Erscheinung als charismatischer Führer in existenziellen
Bedrohungslagen als Reinkarnation mythischer oder historischer Vorfahren als Akteur einer
heroischen Kooperationsgemeinschaft oder als Naturgewalt. Stellvertretend handelt er für die
Gemeinschaft die gerade durch die Exzeptionalität seiner Tat wieder hergestellt werden soll.
INHALT Vorwort und Dank IX I. Einleitung 1 II. Die Antinapoleonischen Kriege unter besonderer
Berücksichtigung der preußischen Situation 11 II.1 Historische Situierung 12 II.2 Nation -
Nationalismus: Historische Reflexion und Tendenzen der Forschung 34 II.3 Exkurs: Der Mythos der
deutschen Nationalerhebung 57 II.4 [Wenn] das Weib sich nicht fleißig am Herde regt - Zur
Geschlechterdimension im Kontext von Nation Militär und Krieg 60 III. Theoretische und
konzeptionelle Grundlagen des Heroischen - Geschichte Terminologie und Forschung 83 III.1 Held
Seidlitz und die mnemopoetische Ausgestaltung des Preußenmythos - Ein hinführender Exkurs zum
Konnex von Heroismus Mythos und Krieg 84 III.2 Über das Heroische im Zeitalter des
Postheroismus - Ein weiterführender Exkurs aus interdisziplinärer Perspektive 91 III.3 Der Held
- Begriffliche Fixierung strukturelle Merkmale und typologische Differenzierung 96 III.4
Heroenglaube Krise und Hoffnung - Das Geheimnis des Charismatismus 115 IV. Zur ästhetischen
Repräsentation heroischer Größe 129 IV.1 Lyrik zur Zeit der Antinapoleonischen Kriege 129 IV.2
Vorbedingungen: Traditionslinien der lyrischen Herrscherpanegyrik - Friedrich der Große als
Fallbeispiel 136 IV.3 Lyrikpoetische Figurationen des Heroischen 146 IV.3.1 Aufstandswille und
Opferheldentum: Zur Imagination heroischen Scheiterns 146 IV.3.1.2 Ferdinand von Schill I -
Kolberg Berlin Stralsund: Die Leistungsschau eines charismatischen Vollstreckers 146 IV.3.1.2
Ferdinand von Schill II - Tod und Mythos eines Vorreiters 154 IV.3.1.3 Der Commandant der
Kapuziner und der seltsame Held - Tirols heroisches Dreigestirn 168 IV.3.1.4 Arndt'sche Lieder
über Dörnbergs Heldengrimm und Chasot den Held[en] und Führer de