zitronenblüten auf der terrasse in tontöpfen duftet mein wunsch nach einem leben südlich der
vernunft Den Fang ans Licht heben. An-Fänger bleiben ein Leben lang. Klaus Wieser ist mit
Gespinst und Gewebe der Sprache ebenso vertraut wie mit den Entwicklungen moderner Poesie.
Immer in Tuchfühlung mit der Wirklichkeit gelingt es ihm Wahrgenommenes in zeitlosen Bildern
heutig lesbar zu formulieren. Wiesers Dichtung erwächst nicht aus verträumter
Weltabgewandtheit. Er liebt die Herausforderung das Spiel das Risiko den Genuss. Er stürzt
sich gern in den Fluss des Lebens als Familienvater Sportler Lehrer Politiker Organisator
und vor allem als Reisender. Mit zunehmendem Alter beruhigt sich das dynamische Gemüt neigt zu
Mäßigung östlichen Lehren folgend. Als Jugendlicher begeistern ihn die Reiseberichte der
legendären Pioniere in der Folge durchquert er selber die Welt in alle Himmelsrichtungen. Dem
Naturgegebenen und dem Authentischen gilt seine vorrangige Aufmerksamkeit die globalisierte
Welt ist aber voller überraschender Phänomene geschichtet und ineinander verschoben wie der
geologische Untergrund. Wieser wirft überall sein Augennetz aus (siehe tagesfang) um nach
Bildern zu fischen die - skizziert in einem Notizbuch - lagern bis er sie in der Windstille
des Gemüts (Krolow) hervorholt und bearbeitet. Erst wenn Form und Farbe stimmig sind pflückt
er die reife Sprachfrucht. Nach dialog mit der Kälte und halbes gelingen spielen auch in der
vorliegenden Sammlung Reiseerfahrungen vordergründig eine wichtige Rolle. Als Soundtrack
überwiegt der Blues herbstlich leuchten altersweise Ernüchterung und lebenssatte Ent-Täuschung
Sehnsucht nach Menschlichkeit und Schönheit und ein hart errungenes Trotzdem.I abseits der
zelte...leben die heimatlosen seelen - Wieser hat ihr Ausgesetzt-Sein verstehen gelernt und
blickt durch sie verwandelt auf die Welt. Verlassenheit und Gelassenheit befinden sich in einem
labilen Gleichgewicht. Eine Spannung die die Leserschaft von einem Gedicht zum nächsten lockt.
Jedes hat seinen Ursprung in einer seelischen Erschütterung bekommt aber erst im Sprachlabor
des Dichters die entsprechende Form die in der Lage ist uns sowohl ästhetisch als auch
existenziell anzusprechen. (Josef Kramer)