Meena Kandasamy betrachtet das Mithuna-Paar eine Elfenbeinskulptur des 17. Jahrhunderts aus
Tamil Nadu (Indien). Ausgehend von diesem Liebespaar entfaltet die Autorin eine vielschichtige
in mehrere Richtungen gehende Erzählung aus Bildern Fragen und Widersprüchen. »Wie können
wir dieses Werk betrachten ohne darüber zu sprechen wer es geschaffen hat?« fragt sie und
untersucht wie Kaste und Klasse ebenso unauslöschlich in das Objekt eingraviert sind wie seine
physischen Details. Dieses Wissen erschwert die einfachen Assoziationen von »Liebe« die durch
das Paar hervorgerufen werden können. Meena Kandasamy weigert sich die Schnitzerei zu
idealisieren oder zu exotisieren und verbindet sie mit persönlichen und politischen
Geschichten: Wer darf wen lieben? Sie stellt das Intime dem Institutionellen gegenüber um
Begriffe wie Entkolonialisierung Rückgabe und Bewahrung zu hinterfragen. Durch einen
erstaunlichen Stilmix – Twitter akademischer Diskurs Poesie Memoiren – führt sie einen
Dialog mit dem Objekt: vorwärts seitwärts rückwärts. In der Reihe Objekte widersprechen
herausgegeben von der Stiftung Humboldt Forum im Berliner Schloss.