Harald Lemke Ethik des Essens - Eine Einführung in die Gastrosophie Ein merkwürdiges Schweigen
herrscht in der Gegenwartsphilosophie gegenüber dem Essen. Und dies obwohl viele
Zukunftsfragen und ethische Probleme unmittelbar mit den globalen Ernährungsverhältnissen
zusammenhängen und deren erforderliche Lösung davon abhängt wie gut wir uns ernähren. Das
Problem dieser Sprachlosigkeit wird im vorliegenden Buch erstmals in ihre theoretischen
Hintergründe zurückverfolgt. Denn anders als heutzutage haben sich in der Vergangenheit viele
Philosophen intensiv mit den moraltheoretischen Fragen eines guten Essens beschäftigt. Die
theoriegeschichtliche Rekonstruktion dieses Ernährungsdiskurses zeigt auf wie weit reichend
und umfassend das tägliche Essen die menschliche Welt erzeugt. Um die großen Zusammenhänge
dieser in Vergessenheit geratenen Philosophie des Welt-Essens in den Blick zu bekommen werden
zwei Theoriestränge - der eines diätmoralischen und der eines gastrosophischen Denkens -
herausgearbeitet. Während der diätmoralische Diskurs die menschliche 'Essistenz' zugunsten
eines rein geistigen Glücks entwertet und die Moral einer vernunftlosen Ernährung lehrt
vergewissert sich das gastrosophische Denken mit der Ethik eines guten Essens der alltäglichen
Möglichkeit einer vernünftigen Lebenspraxis. Die programmatische Gegenüberstellung dieser
unterschiedlichen Philosophien der Ernährung und ihrer jeweiligen Tugendlehren ist einem
genuinen Ziel der praktischen Philosophie verpflichtet: Sie dient der kritisch-theoretischen
Begründung einer besseren Praxis – nicht nur des Essens. Aus dem Inhalt: Entrée I. HAUPTGANG:
GENEALOGIE DER DIÄTMORAL 1. Das wilde Tier in uns 2. Das harte Brot stoischer Tugenden 3. Zur
Heiligkeit des abendlichen Mahls 4. Zum Geständniszwang süßer Sünden 5. Kritik der rein
diätmoralischen Vernunft II. HAUPTGANG: GASTROSOPHISCHE VORDENKER 1. Der Entstehungsherd des
gastrosophischen Denkens 2. Die Ursprünge der Naturheilkost 3. Wahrer Hedonismus 4. Der Mensch
ist was er isst 5. Delikater Geschmack Zusätze: Ingredenzien einer Kritischen Theorie des
guten Essens