Die schweizerische Eidgenossenschaft sah sich um 1500 tiefgreifenden Wandlungen ihrer
Außenbeziehungen gegenüber. Diese längerfristigen strukturellen Veränderungen ihres
außenpolitischen Koordinatensystems sind freilich bislang unerforscht geblieben. Die
vorliegende Arbeit versucht diese Lücke für die in dieser Hinsicht entscheidende erste Hälfte
des 16. Jahrhunderts zu schließen. Konstant erscheint zunächst das Verhältnis zum Reich.
Allerdings verweigerten sich die Eidgenossen den durch die Reichsreform geschaffenen
Institutionen und hatten insofern eine Sonderstellung im Reich inne: Zwar benötigten die
eidgenössischen Orte Kaiser und Reich zur Legitimation ihrer eigenen Herrschaft am Reich als
politischem Handlungszusammenhang nahmen sie aber nicht mehr teil. Zwei Jahrhunderte lang hatte
der Antagonismus zu Habsburg die eidgenössische Geschichte geprägt. Erst Maximilian I. hatte
von der Konfrontationspolitik endgültig Abschied genommen und die Eidgenossen - notabene: ihre
Söldner - als mögliche Partner zur Verwirklichung seiner außenpolitischen Pläne entdeckt. Karl
V. setzte diese Politik unter den Voraussetzungen seines große Teile Europas umfassenden
politischen Systems fort. Als Instrumente dienten ihm dabei Bündnisse und die Diplomatie. Mit
ihrer Hilfe versuchte Karl - gemeinsam mit seinem Bruder Ferdinand - die Eidgenossen in dem
säkularen Kampf mit Frankreich auf seine Seite zu ziehen. Die Konstanten wie die Wandlungen
dieser Politik erhellen nicht nur Formen und Möglichkeiten von Bündnispolitik und Diplomatie zu
Beginn der frühen Neuzeit sondern verdeutlichen vor allem die Struktur des Verhältnisses der
Eidgenossenschaft zum politischen System Karls V. Diese ist freilich nicht unabhängig von der
inneren Struktur der Eidgenossenschaft die Selbständigkeit und die Sonderinteressen der
einzelnen Orte treten vielmehr deutlich zutage wobei allerdings die Konfession für die
außenpolitische Option eine überraschend geringe Rolle spielte.