Das Verhältnis von Selbsterkenntnis und Erfahrung der Einheit des eigenen und absoluten Grundes
ist ein zentraler Gedanke in Plotins Philosophieren. In einer Bewegung des inneren Aufstiegs
macht das Denken sich sein eigenes Selbst - das denkende Eine in ihm - bewußt. Plotins
Imperativ: Laß ab von Allem drängt allerdings nicht zu begrifflich blinder Unmittelbarkeit zu
einem irrationalen Sprung ins Absolute sondern verweist auf den Prozeßcharakter des
Philosophierens: am Ende der begreifenden sich seiner selbst bewußt werdenden universalen
Abstraktionsbewegung steht der Selbstüberstieg des Denkens als dessen höchste Möglichkeit die
ihm aus seinem eigenen Einheitsgrund zukommt. Dieses Buch analysiert diesen Grundgedanken
anhand einer eingehenden Interpretation von Plotins Enneade V 3 (Über die erkennenden
Wesenheiten) übersetzt den griechischen Text neu und erläutert die ihn wesentlich bestimmenden
Begriffe und Denkformen. Es arbeitet den geschichtlichen Kontext des Begriffes Selbsterkenntnis
im Blick auf die platonische Tradition heraus trägt einiges bei zu einem verantwortbaren
Begriff philosophischer Mystik und zeigt implizit auch wichtige Ansatzpunkte für die
mittelalterliche und neuzeitliche Diskussion von Selbstbewußtsein.The relation of
self-knowledge and experience of the unity of the self's own and absolute ground is a central
thought in the philosophy of Plotinus. In a movement of inner ascent thinking becomes aware of
its own self - the thinking One in it. Plotin's imperative: Let go of everything points to the
essentially processual character of philosophizing: at the end of the comprehending
self-awareness developing in the course of the universal movement of abstraction stands the
self-transgression of thinking as its utmost possibility coming to it from its own ground of
unity. This book analyzes this basic idea on the basis of an in-depth interpretation of
Plotinus' Ennead V 3 gives a new translation of the Greek text and explains the concepts and
forms of thought that essentially determine it. It elaborates the historical context of the
concept of self-knowledge in view of the Platonic tradition suggests a reasonable concept of
philosophical mysticism and highlights important cues for the medieval and modern discussion of
self-consciousness.