Dieser Band vereint Gehlens Beiträge zur pluralistischen Ethik die zwischen 1952 und 1975
entstanden und aus Sicht der Ethik die Fragen des Menschen nach sich selbst zu beantworten
suchen. Im Mittelpunkt steht das Werk Moral und Hypermoral in dem Gehlen als
anthropologischer Soziologe seine Theorie eines ethischen Pluralismus wissenschaftlich und
historisch begründet. Seine pluralistische Pflicht- und Sozialethik unterscheidet verschiedene
Letztinstanzen die als instinktive einander widerstreitende Antriebe verstanden werden und
als Sozialregulationen das menschliche Verhalten in der Gesellschaft prägen. Aufgrund der
Instabilität und Plastizität menschlicher Triebstrukturen neigen die Ethiken in
gesellschaftlichen Umbruchsphasen dazu sich zu absolutieren und als 'reine Moral' maßlos zu
werden. In den westlichen Industriegesellschaften diagnostiziert Gehlen eine
'Moralhypertrophie' in der Masseneudaimonismus (Wohlstandsethik) und Humanitarismus (Pflicht
zur allgemeinen Menschenliebe) die Institutionen als die tragenden Gebilde der Kultur
untergraben. Als notwendiges Gegengewicht sieht Gehlen die Rolle der Institution des Staates
der mit seinem Ethos für innere und äußere Sicherheit sorgt Die mit seiner Ethik eng
verbundenen zeit- und moralkritischen Analysen richten sich vor allem gegen die
amerikanisch-europäische Lebensform und den Herrschaftsanspruch einer universalistischen Moral
als deren Trägerschicht Gehlen die Intellektuellen ansieht. Problematisch erscheint ihm auch
der Spätkapitalismus den er bereits in den 30er Jahren kritisierte da er den modernen
Individualismus und Subjektivismus verstärkt und die haltgebenden Institutionen aushöhlt.
Schließlich sieht er die rücksichtslose Ausbeutung der Natur als Existenzbedrohung und plädiert
für Naturschutz als Staatsaufgabe. In den ethischen Schriften ist die Religion die Gehlen zu
den übersubjektiven Werten zählt ein weiteres wichtiges Thema. Bereits in seinen frühen
philosophischen Werken hat Gehlen sich mit der Ethik die er schon damals pluralistisch
verstand und mit Fragen der Religion auseinandergesetzt. Ausgehend von der
Religionsphilosophie des deutschen Idealismus (Kant Fichte Hegel) versucht Gehlen der sich
selbst nicht als religiös verstand die Natur des Menschen und seine Stellung in der Welt zu
bestimmen. Seine Ethik und Moralkritik kennzeichnen Gehlen als konservativen und eigenständigen
Philosophen und Intellektuellen der sich gängigen politischen Einordnungen entzieht.