Köln die alte Reichsstadt und Handelsmetropole war seit dem Ende des 18. Jahrhunderts mit
massiven staatlichen Regulierungsansprüchen zunächst Frankreichs dann Preußens konfrontiert.
Ein selbstbewußtes Bürgertum mit ausgeprägten Traditionen städtischer Selbstorganisation setzte
dem jedoch seinen Willen entgegen die Stadtgesellschaft jenseits des staatlichen Zugriffs zu
gestalten. Die Orientierung am städtischen Gemeinwohl blieb dabei eine wichtige Bedingung
kommunaler Herrschaft aber das Kölner Bürgertum verteidigte nicht defensiv ein überkommenes
korporatives Stadtmodell. Aus der städtischen Lebenswelt entstand vielmehr das Programm eines
neuen Typs von bürgerlicher Gesellschaft. Im lokalen Rahmen wollte das Bürgertum seine
Geschichte politisch wie kulturell selbst bestimmen und bezog daraus zunehmend auch den
Anspruch die Gesellschaft insgesamt mitzuformen. Gisela Mettele spürt den vielfältigen
Facetten der Kölner Bürgerwelt vom Ende der Reichsstadt bis über die Mitte des 19. Jahrhunderts
hinweg nach. Kommunale Selbstverwaltung und Armenfürsorge werden ebenso berücksichtigt wie
Bürgerwehr und städtische Festkultur von zentraler Bedeutung erwies sich das bislang wenig
untersuchte Kölner Vereinswesen. Gefragt wird wie sich im Netzwerk städtischer Öffentlichkeit
das Bürgertum als soziale Einheit formierte aber auch welche Spannungen und Konflikte es dabei
immer wieder vor neue Zerreißproben stellte. Bürgerliche Frauen - so eine wichtige Einsicht der
Studie - trugen auch im öffentlichen Handlungsrahmen ihren Teil zur Konstituierung des
Bürgertums bei. Trotz formaler politischer Rechtlosigkeit waren sie weit davon entfernt sich
nur für die Sphäre des inneren Hauswesens zuständig zu fühlen. Öffentliches Engagement und die
Organisation in eigenen Vereinen war über das ganze 19. Jahrhundert hinweg ein wichtiger ja
geradezu selbstverständlicher Bestandteil des Selbstverständnisses der Kölner Bürgerinnen.