Im 18. Jahrhundert als aufklärerischer Kampfbegriff gegen Religionsverfolgungen entwickelt
wird neuerdings die Idee der Toleranz bis in die Feuilletons der Tageszeitungen hinein wieder
auffällig häufig und kontrovers diskutiert. Oft wird bei solchen öffentlichen Diskussionen
unterstellt dass die Religion überhaupt insbesondere aber monotheistische Religionsformen
(Judentum Christentum Islam) mit »Toleranz« inkompatibel wären. In Absetzung von solchen
vereinfachenden Zuschreibungen wird gefragt wie innerhalb eines liberalen Rechtstaates die
Grenzen der Toleranz gegenüber bestimmten kulturell-religiösen Erscheinungsformen zu bestimmen
sind. Erhellend sind in diesem Zusammenhang einige Denker der Aufklärung (schon Spinoza als
Vorläufer dann zentral Lessing und Mendelssohn) und des deutschen Idealismus die einen
philosophisch sehr differenzierten Toleranzbegriff erarbeitet haben und damit weit ins 19. und
20. Jahrhundert hineinwirkend eine bedeutende heute aber oft verkannte Rolle in den
religiösen und politischen Toleranz-Debatten gespielt haben. »Dulden heißt beleidigen«
bemerkte schon Goethe und er fügte hinzu: »Toleranz sollte eigentlich nur eine vorübergehende
Gesinnung sein. Sie muss zur Anerkennung führen.« Und im Jahre 1914 betonte der
deutsch-jüdische Philosoph Hermann Cohen: »Religiöse Aufklärung und Toleranz bedeutet
Anerkennung einer fremden religiösen Wahrheit« weil wir »nach dem alten talmudischen Spruch
'die Wahrheit annehmen müssen von jedem der sie ausgesprochen'« also »selbst religiöse
Wahrheiten aus der fremden Religion erwarten« dürfen. Außerdem greifen die Autoren des Bandes
aktuelle Fragestellungen auf die sowohl in den wissenschaftlichen Debatten als auch in
Diskussionen der breiteren Öffentlichkeit thematisiert werden zum Beispiel über Antisemitismus
und Islamophobie. Mit Beiträgen von Katajun Amirpur Jan Assmann Myriam Bienenstock Micha
Brumlik Andreas Hunziker Jean Mondot Jacques Picard Brigitta Rotach Ludwig Siep Norbert
Waszek und Sonja Weinberg.