»In welchem schneebedeckten Jahrhundert mit Fingern Steif auf bereifte Scheiben gemalt
erschien dieser Plan Zur Berechnung der Seelen?« schrieb Durs Grünbein vor Jahren in einem
Gedicht mit dem Titel Meditation nach Descartes. Der Held und das Leitmotiv des Gedichts sind
nun zurückgekehrt in Form einer langen Eloge auf den Philosophen. Mehrere Winter lang hat der
Autor an einem Poem gearbeitet das nun vollständig vorliegt mit 42 Cantos die den Kapiteln
eines Romans entsprechen. Vom Schnee umkreist jenen Moment im Leben des René Descartes da
dieser im Winter des Jahres 1619 in einem süddeutschen Städtchen einer Vision gehorchend zu
philosophieren beginnt. Das Erzählgedicht endet in einem anderen Winter 30 Jahre später mit
dem plötzlichen Tod des Philosophen. In fortlaufenden Szenen werden Jugend und Reife des großen
Denkers an der Schwelle der Neuzeit ineinandergespiegelt nach der Regie eines Traums. Vom
Schnee oder Descartes in Deutschland ist vieles. Ein Bilderrätsel eine Unterhaltung in Versen
eine Hommage an die kälteste Jahreszeit und die Lehre von der Brechung des Lichts. Ein Bericht
von den Schrecken des Dreißigjährigen Krieges und von der Geburt des Rationalismus aus dem
Geist des Schnees.