Die Corona-Krise verleiht der Frage nach den Möglichkeiten Grenzen und Herausforderungen
staatlicher Handlungsfähigkeit neue Aktualität. Dass die öffentlichen Sektoren bis hin zur EU
einer nachhaltigen Ertüchtigung bedürften um ihren Funktionen in den großen
Transformationsprozessen der Gegenwart gerecht zu werden ist indes seit langem klar: Im
Hinblick auf die Herausforderungen von Klimawandel Digitalisierung und Migration hat das seit
Jahrzehnten wohlbekannte allgemeine Lamento über den ineffizienten und verschwenderischen Staat
nicht zu mehr Handlungsfähigkeit geführt. Die Corona-Krise zeigt dass für vorausschauende
staatliche Handlungsfähigkeit der Blick auf spezifische Kapazitäten zu richten ist. Die
Beiträge dieses Bandes versuchen auf unterschiedlichen Ebenen und in unterschiedlichen
Politikfeldern Voraussetzungen und Beispiele für eine solche Ertüchtigung herauszuarbeiten.
Sie fragen nach Formen von Markt- und Staatsversagen die speziell mit der heute aktuellen
Transformation zusammenhängen. Kritik von Staatsversagen bedeutet dabei aber nicht ständig nur
zu fragen wie stark der Staat zurückgedrängt werden muss. Dies bereitet den Boden für lähmende
defensive und im Zweifel rückwärts gerichtete Denkweisen - und nicht für vorausschauende
Handlungsfähigkeit unter herausfordernden Bedingungen. Im Zentrum mehrerer Beiträge steht dabei
eine realistische Einschätzung der bedeutenden aber nicht unbegrenzten Potentiale des
öffentlichen Sektors in liberalen Demokratien. Sie bieten daher auch Antworten für eine Art
Schizophrenie heutiger Denkweisen: Auf der einen Seite wird bei vielfältigen Problemen ohne
Weiteres an die Politik appelliert: Die Politik könnte sollte ... oder Weshalb macht sie nicht
...? Auf der anderen Seite wird undifferenziert unterstellt der Staat sei das Problem und
nicht die Lösung. Eine kritisch aktualisierte Sicht von Staats- und Marktversagen aber auch
entsprechender Handlungsfähigkeiten soll Orientierungsmarken für einen konstruktiven Mittelweg
bereitstellen. Beiträge u.a. von Erik Gawel Angela Kallhoff Ulrich Klüh Lisa Knoll Mirela
Marcut Daniel Mertens Sabine Schindler Irmi Seidl Richard Sturn und Carl-Christian v.
Weizsäcker.