Die Professorin am Institut für Pädagogische Psychologie der Technischen Universität
Braunschweig gliedert ihr Buch in einen theoretischen und einen praktischen Teil. Im
theoretischen Teil definiert sie vor dem Hintergrund der heutzutage gegebenen Schulbedingungen
den Begriff der Disziplinkonflikte. Sie nennt deren Erscheinungsformen und Verbreitung. Um das
Zustandekommen von Disziplinkonflikten zu erklären zieht sie zahlreiche einschlägige
Forschungsergebnisse heran die sie in sehr übersichtlicher Form vorstellt und hinsichtlich
ihrer Aussagekraft interpretiert. Dabei unterzieht sie - immer auf der Basis gesicherter
Erkenntnisse - besonders oft geäußerte Annahmen über die Ursachen von Disziplinkonflikten einer
kritischen Prüfung: Schülerprobleme wie Gewalttätigkeit ADHS oder Lernschwierigkeiten die
generelle Zunahme von Verhaltensstörungen bei Schülern die zunehmende Heterogenität der
Schulklassen und veränderte gesellschaftliche Normen. Für die praktische Arbeit in der Schule
außerordentlich relevant ist die Schlussfolgerung dass der große Unterschied in den Schul- und
Unterrichtsperspektiven zwischen Lehrern und Schülern den wichtigsten Auslöser von
Disziplinkonflikten darstellt und Faktoren eines günstigen Lern- und Klassenklimas sowie
günstiges Lehrerverhalten am besten geeignet sind Disziplinkonflikten vorzubeugen bzw. sie zu
mildern.B. Jürgens setzt ihre theoretischen Darlegungen - und darin liegt der besondere Wert
des Buches für die schulpraktische Arbeit - konsequent in Vorschläge für eine hilfreiche
Sichtweise und den angemessenen Umgang mit Disziplinkonflikten durch Lehrerinnen und Lehrer um.
Sie entwickelt ein Programm welches die Erfordernisse des Bildungsauftrages der Schule
berücksichtigt und die Handlungsmöglichkeiten und -begrenzungen von Lehrperso¬nen in Rechnung
stellt. Sie verfolgt dabei erfreulicherweise einen kompetenzorientierten Ansatz d. h. sie geht
davon aus dass Lehrpersonen im Prinzip über alle Kompetenzen verfügen die für einen
erfolgreichen Umgang mit Disziplinkonflikten erforderlich sind sie aber in der Hektik und
Komplexität des Schulalltags nicht hinreichend systematisch einsetzen können. Ziel ist es nicht
Lehrerinnen und Lehrer zu einem wie auch immer gearteten richtigen Lehrerverhalten zu
veranlassen sondern sie zu unterstützen sich da wo sie es für sinnvoll halten
systematischer und stimmiger gegenüber den Schülerinnen und Schülern zu verhalten.B. Jürgens'
Vorschläge enthalten vorbeugende eingreifende und verändernde Strategien- die Lehrer
durchführen können ohne dass der Unterricht zu kurz kommt- die sich in die tägliche Routine
einpassen- die nicht allzuviel zusätzlichen Arbeitsaufwand verlangen und- die in ihrem
unmittelbaren Einflussbereich liegen.Es ist zu erwarten dass die gut fundierten nüchtern
eingeschätzten klar formulierten und ausgesprochen praxisnah dargebotenen konkreten Ratschläge
der Autorin zu einer wirklichen Bereicherung der Lehrer-Handlungskompetenz bei
Disziplinproblemen beitragen können.