Die PR-Branche versucht Moral und Ethik ihrer Arbeit durch Kodizes zu sichern. Aber wie sieht
die Einhaltung in der Praxis aus? An einem Fallbeispiel der PR-Agentur Flaskamp AG mit Sitz in
Berlin wird ein Regelverstoß dargestellt. Das Bundesministerium für Wirtschaft bot als Kunde
der Agentur Flaskamp durch den Staatssekretär im Jahr 2007 deutschen Regionalzeitungen über die
Agentur öffentliche politische Veranstaltungen und Redaktionsbesuche an und stellte dafür
Gegenfinanzierungen durch Anzeigen in Aussicht. Im Klartext heißt das: Für positive
Berichterstattung der angesprochenen Medien über die Arbeit der Agentur Flaskamp wurden im
Gegenzug die Schaltung von Werbeanzeigen des Bundeswirtschaftsministerium sowie der
mitwirkenden Industrie- und Handelskammer (IHK) in Aussicht gestellt. Die Kampagne hieß
Dialogtour - Impulse für Wachstum. Die Agentur soll den Regionalzeitungen genaue Vorgaben wie
Vor- und Nachberichterstattung zu den jeweiligen Veranstaltungen Berichterstattung über den
Redaktionsbesuch des Bundeswirtschaftsministeriums etc. gemacht haben. Mindestens eine Zeitung
die Märkische Allgemeine Zeitung (MAZ) hat sich auf das Angebot von Flaskamp eingelassen und
die Kampagne in der Berichterstattung mehrmals genannt. Im August 2007 sind nach Angaben des
Ministeriums bereits 140.000 Euro in die Kampagne geflossen. Die unmoralischen Angebote von
Flaskamp kamen ans Licht weil ein Mitarbeiter der Agentur zwei unterschiedliche Vorgänge -
Pressearbeit und Anzeigenschaltung - im Gespräch und Schriftwechsel mit einem Vertreter der
Zeitung Kölner Stadtanzeiger zusammen besprochen hat was angeblich nicht mit dem Auftraggeber
Bundeswirtschaftministerium abgesprochen war. Welche Kodizes und Richtlinien wurden bei diesem
Fall missachtet? Was ist danach passiert? Wer hat reagiert? In der vorliegenden Arbeit soll
diesen Fragen auf den Grund gegangen werden. Untersucht werden mit einer Inhaltsanalyse
Reaktionen der DPRG des DRPR der de'ge'pol des Deutschen Journalisten Verband (DJV) sowie
Artikel von großen deutschen Regionalzeitungen landesweiten Magazinen und PR-spezifischen
Journalen im jeweiligen Online-Archiv im August 2007 zum Zeitpunkt der Aufdeckung des Falls.